Interview mit Prof. Dr. Gerhard Fettweis (TU Dresden): Mobile Datenraten mit bis zu 1 Gbit/s in spätestens fünf Jahren

Im Rahmen der Interview-Reihe „LTE-Ausbau Deutschland – Politik und Wirtschaft nehmen Stellung“ befragt 4G.de verschiedene Fachpolitiker, sowie Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und von Interessenverbänden ausführlich zum Thema Mobilfunk, LTE und mobiles Internet. Unser heutiger Gesprächspartner ist Prof. Dr. Gerhard Fettweis, Vodafone Stiftungslehrstuhl an der Technischen Universität Dresden. Er spricht über LTE Advanced, die mobilen Datenraten der nächsten Jahre und nennt mögliche Anwendungsfelder.

Prof. Dr. Gerhard Fettweis (TU Dresden)

Prof. Dr. Gerhard Fettweis (TU Dresden)

4G.de: Die ersten deutschen Netzbetreiber starten Mitte 2014 mit LTE Advanced (LTE Cat-6). Dann sollen Übertragungsraten von bis zu 300 Mbit/s möglich sein. Der Nachfolger von LTE bietet jedoch Surfgeschwindigkeiten von bis zu 1 Gbit/s. Wie sind mit LTE-A technisch so hohe Übertragungsraten möglich? Wann erwartet uns LTE Advanced mit bis zu 1 Gbit/s auch in Deutschland?

Prof. Dr. Gerhard Fettweis: Die mögliche Datenrate im Mobilfunk hat sich in den letzten 20 Jahren alle 5 Jahre um den Faktor 10 erhöht. Wie das gehen kann und wie es technisch ermöglichst werden kann, ist genau Forschungsthema des Vodafone Stiftungslehrstuhls. Eine Datenrate von 1 Gbit/s können Sie in spätestens 5 Jahren erwarten.

4G.de: Die Netzbetreiber starten zuerst in den lukrativen Städten mit LTE Advanced. Die Deutsche Telekom hat angekündigt, alle Städte mit LTE+ nach und nach auf LTE Cat-6 aufzurüsten. Vodafone und o2 starten Mitte 2014 mit LTE-A ebenso in Ballungsgebieten. Wie stehen die Chancen, dass in Zukunft auch die Menschen auf dem Land in den Genuss von LTE Advanced kommen? Oder muss man sich dort weiterhin mit bis zu 50 Mbit/s begnügen?

Prof. Dr. Gerhard Fettweis: Netzbetreiber bauen die Infrastruktur generell nach dem anstehenden Bedarf aus. Gerade im ländlichen Raum ist der Erfolg von LTE enorm, insbesondere als Ersatz für die fehlende DSL Infrastruktur. Wir können daher erwarten, dass auch in ländlichen Gebieten (bedarfsgerecht) sehr bald höhere Datenraten ermöglicht werden.

4G.de: An verschiedenen Universitäten weltweit, wie auch an der TU Dresden, arbeitet man bereits am Nachfolger 5G. Die Mobilfunktechnologie soll im Jahr 2020 marktreif sein. In den Medien liest man von ganz unterschiedlichen Übertragungsraten bei 5G. So ist von 10 Gbit/s bis zu 30 Gbit/s die Rede. Für welche Anwendungen braucht man in Zukunft so hohe mobile Übertragungsraten?

Prof. Dr. Gerhard Fettweis: Generell hat die Steigerung der Datenrate um 10x alle 5 Jahre auch völlig neue Anwendungen hervorgebracht. Heute bereits vorauszusehen, was genau die „Killer App“ dann ist, wäre sicherlich nicht korrekt. Trotzdem können wir heute feststellen, dass wir immer noch keine Videos als Email-Anhang versenden können, sondern meist an der 10 MB Grenze für eine Email scheitern. Datenfiles (z.B. Fotos oder Videos) von 1 GB sind jedoch keine Seltenheit. Weitere Anwendungen der Zukunft liegen in Bereichen wie Industrie, Virtuelle Realität, Gesundheit und Verkehr.

Fazit 4G.de

Prof. Dr. Gerhard Fettweis (TU Dresden) erläutert, dass die möglichen Datenraten im Mobilfunk jede fünf Jahre um den Faktor 10 steigen. Dieser Trend sei bereits seit 20 Jahren zu beobachten. Bedenkt man, dass heute mit LTE Übertragungsraten von bis zu 100 Mbit/s üblich sind, erwartet uns in spätestens fünf Jahren eine Datenrate von bis zu 1 Gbit/s. Die technische Umsetzung solcher mobilen Geschwindigkeiten (LTE Advanced, 5G) sei das Forschungsthema des Vodafone Stiftungslehrstuhls.

Laut Fettweis steigen in Zukunft nicht nur die mobilen Übertragungsraten in den Städten, sondern die Netzbetreiber bauen auch die ländlichen Regionen bedarfsgerecht aus. Hier sei LTE bereits ein großer Erfolg. Mit den hohen Übertragungsraten der Zukunft können zum Beispiel problemlos Videos und Fotos verschickt werden. Weitere datenintensive Anwendungsgebiete liegen etwa in Bereichen wie Medizin, Industrie und Verkehr.

Wir danken Prof. Dr. Gerhard Fettweis für das interessante Interview und freuen uns auf einen regen Meinungsaustausch dazu mit unseren Lesern von 4G.de.

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