Wie steht es um den 5G-Ausbau in Deutschland?

Der 5G-Ausbau scheint in Deutschland kaum Fortschritte zu machen. Die Telekom hat angekündigt, in 18 Monaten 300 Antennen der Mobilfunktechnologie in Betrieb zu nehmen. o2 möchte bis Ende 2022 mit dem 4G-Nachfolger 30 Städte ausbauen. Das Infoportal 4G.de erläutert, warum es beim Ausbau so langsam voran geht.

Der 5G-Ausbau scheint hierzulande kaum Fortschritte zu machen. Die Deutsche Telekom nimmt in 18 Monaten gerade einmal 300 Antennen in Betrieb und baut die 20 größten Städte aus. Vodafone versorgt aktuell die meisten Städte mit dem 4G-Nachfolger, baut aber nur punktuell aus. Telefónica Deutschland wird in der zweiten Jahreshälfte mit 5G starten und hat es sich zum Ziel gesetzt, bis Ende 2022 insgesamt 30 Städte mit der schnellen Mobilfunktechnologie auszubauen.

Die Telekom versorgt nur einzelne Stadtteile von München mit 5G (Bildquelle: Deutsche Telekom)

Warum schreitet der 5G-Ausbau in Deutschland im Vergleich zu Ausbau mit LTE so langsam voran? Bei 4G dauerte es nicht lange, bis Telekom und Vodafone über 100 versorgte Städte meldeten. Das Infoportal 4G.de erläutert, warum der Ausbau mit der Mobilfunktechnologie in Deutschland so langsam vorangeht.

5G ist eine andere Mobilfunktechnologie als 4G

Als wir über die Ausbaupläne von o2 berichteten, 5G bis Ende 2022 in 30 Städte zu bringen, zeigten sich viele Leser verwundert. Warum braucht Telefónica Deutschland zwei Jahr um 30 Städte mit dem 4G-Nachfolger auszubauen? Ebenso kann man sich die Frage stellen, warum die Telekom in 18 Monaten nur mit 300 Antennen der Mobilfunktechnologie live geht? Auch Vodafone baut nur sehr punktuell aus. Um diese Form des gezielten Ausbaus zu verstehen, muss man sich klar machen, dass sich 5G als Mobilfunktechnologie grundsätzlich von 4G unterscheidet.

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Bei LTE geht und ging es darum, eine möglichst große Anzahl von Kunden mit schnellem Mobilfunk zu erreichen. So ist es nicht verwunderlich, dass die Netzbetreiber beim 4G-Ausbau kurz nach Marktstart ordentlich aufs Tempo drückten. Selbst die Bundesnetzagentur zeigte sich überrascht, wie schnell die Mobilfunkanbieter die Auflagen 2010 erfüllten und die ländlichen Regionen ausbauten. Ende 2012 versorgte die Telekom 100 Städte mit LTE, Vodafone zog Anfang 2013 nach. Ein solches Ausbautempo sehen wir bei 5G nicht und es ist auch nicht zu erwarten, dass die Netzbetreiber das Tempo wesentlich steigern.

Bei 5G stehen die Anwendungen im Vordergrund

Die Telekom hat zum Start des 4G-Nachfolgers in fünf Städten betont, man setze auf verschiedene Schwerpunkte in den Ausbaugebieten. In der Pressemitteilung wurde für jede Großstadt genau erläutert, wo und für welchen Zweck ausgebaut wurde. Häufig standen die Innenstädte und touristischen Hotspots mit hohen Besucheraufkommen im Mittelpunkt. In München steht die gewerbliche Nutzung im Vordergrund. Als der Netzbetreiber im Dezember 2019 mit 5G in Hamburg startete, erläuterte die Telekom in der Pressemeldung ganz genau wo und zu welchen Zweck man den 4G-Nachfolger ausgebaut hat.

Auch Vodafone-Chef Ametsreiter betonte in einem Interview mit RP Online (via General-Anzeiger), man baue die Mobilfunktechnologie der fünften Generation bedarfsgerecht aus. Es gehe nicht darum, welcher Netzbetreiber die meisten Antennen hätte. Ein weiteres Ziel sei es, verschiedene Anwendungsfelder von 5G zu testen. Wird die Technologie von den Kunden auf dem Land, an vielfrequentierten Orten oder in der Industrie gebraucht? Diese Frage müssen die Anbieter laut Ametsreiter klären. Konkrete Projekte mit der Industrie gewinnen dazu immer mehr an Bedeutung. Das Interesse der Wirtschaft sei groß, wie es im Interview heißt. Vodafone befindet sich aktuell in Gesprächen mit einer dreistelligen Zahl von Unternehmen, was den 4G-Nachfolger betrifft.

Vor diesem Hintergrund sind die Ausbaupläne von o2 verständlich. Telefónica Deutschland startet in der ersten Jahreshälfte 2020 mit 5G in Berlin, Hamburg, München, Köln und Frankfurt am Main. Zu Beginn will sich der Netzbetreiber vor allem auf diese Großstädte konzentrieren und bis Ende 2021 weitgehend in der Fläche ausbauen. Auch bei o2 werden Kooperationen mit der Industrie und konkrete Anwendungen im Fokus stehen.

Wie geht es beim 5G-Ausbau weiter?

Vodafone-Chef Ametsreiter hat im Interview mit RP Online betont, der Netzbetreiber möchte Erfahrungen mit dem 4G-Nachfolger als Festnetzersatz sammeln. In einzelnen ländlichen Regionen surfen Kunden mit dem GigaCube 5G. Es dürfte bei Tests auf dem Land bleiben. Für die Netzbetreiber ist es kaum rentabel, kleine Ortschaften mit der Mobilfunktechnologie der fünften Generation auszubauen. Weiterhin sind die Frequenzen der 4G-Nachfolgers nicht für eine Versorgung in der Fläche geeignet. Das Frequenzspektrum ermöglicht vielmehr hohe Übertagungsraten auf  begrenzter Fläche.

Die Netzbetreiber bauen 5G in den Städten aus (Bildquelle: ©JuanCi Studio – stock.adobe.com) 

Die Netzbetreiber werden in den ersten Jahren die Städte mit 5G ausbauen. Die Telekom hat zum Marktstart betont, die Technologie würde aus den Städten in ländliche Regionen wachsen. Wann es so weit, hierzu machte der Netzbetreiber keine konkreten Angaben. Bis Ende 2020 steht für die Telekom der Ausbau des 4G-Nachfolgers in den 20 größten Städten im Vordergrund. Die Großstädte sollen möglichst in der Fläche ausgebaut werden. Auch Telefónica Deutschland hat klargestellt, dass ländliche Regionen bei 5G-Ausbau des Netzbetreibers nicht im Fokus stehen. Ob Vodafone als einziger Netzbetreiber das Land mit dem 4G-Nachfolger ausbaut, wird sich zeigen.

(Bildquelle Beitragsbild: © Fokussiert– stock.adobe.com) 

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Comments
  • Anonymous
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    Ohne Technikfolgenabschätzung, die auf industrieunabhängige Langzeitstudien basieren muss, sollte die 5G-Technologie nach meiner Auffassung nicht eingeführt werden. Die derzeitige Studienlage über die gesundheitlichen und umwelttechnischen Auswirkungen von Mobilfunkstrahlung, wie wir sie bisher nutzen, ist bereits mehr als besorgniserregend. Überall in Europa gibt es inzwischen viele Bürgerinitiativen, die darüber aufklären, welchen Risiken wir ausgesetzt sind und wie sie sich langfristig auf uns, unsere Kinder, Enkelkinder und unsere Umwelt auswirken können. Viele Städte und Gemeinden haben bereits einen Stopp des 5G-Ausbaus bewirkt. Was nützt uns eine immer „bessere“ Technologie, wenn die Menschen immer kränker werden und die Umwelt Schaden nimmt – vom exorbitanten Energiebedarf und dem enormen Ressourcenbedarf, der dafür nötig ist, mal ganz zu schweigen. Immer mehr Menschen erkennen die Zusammenhänge und wünschen sich einen Fortschritt, der gesundheitsverträglich für die Menschen ist und der Umwelt nicht schadet und keinen Fortschritt, der nur profitorientiert ausgerichtet ist. Brauchen wir Bürger im Alltag wirklich 5G??? Es wird Zeit, dass wir alle umdenken – vor allem die Mobilfunkindustrie.

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