Warten auf VDSL: Wenn sich schnelles Internet immer wieder verzögert
Schnelles Internet ist von zentraler Bedeutung. Doch gerade in kleineren Städten und auf dem Land sieht es mit dem DSL oder VDSL-Ausbau nicht immer rosig aus. Umso mehr dürften sich Bürger freuen, wenn ein Netzbetreiber schnelles Internet ankündigt. Doch dann verzögert sich der Breitbandausbau. Eine kleine Tragödie in Kempen stellvertretend für viele andere Orte.
Im niederrheinischen Kempen freuten sich die Menschen auf schnelles Internet. Nach einigen Verzögerungen sollten die ersten Bürger Ende Januar 2017 die VDSL-Produkte der Deutschen Telekom buchen können. Doch eine Buchung des Breitbandinternets war nicht wie erwartet möglich, stattdessen kommunizierte der Netzbetreiber mit Februar und Mai 2017 zwei neue Termine. Ende Februar wurde dann mit Mai 2017 endgültig ein neuer Termin genannt. Wiederum verzögerte sich so der Start mit schnellem Internet und die Geduld der Kemper Bürger wurde erneut auf die Probe gestellt. Die Telekom benannte den Grund dieser Verzögerung wie folgt: „Die Freischaltung sei zwar zum genannten Zeitpunkt technisch realisierbar, aber die Bundesnetzagentur habe aus Wettbewerbsgründen nur einen späteren Termin zugelassen.“ (Quelle: RP Online)
Nun ist „aus Wettbewerbsgründen“ ein recht vager Begriff. Auf Nachfrage des Infoportals 4G.de konkretisierte ein Telekom-Vertreter die Gründe wie folgt: „Wie in der Presse tatsächlich zu entnehmen ist, sind wir regulatorisch dazu angehalten die Freischaltung erst im Mai durchzuführen. Die Telekom muss dem Wettbewerb auf VDSL ein Vorleistungsprodukt anbieten, da bei der Vector Technologie immer nur ein Betreiber einen Bereich Versorgen kann […]. Sprich, sie buchen 100 Mbit bei Vodafone, bekommen sie letztendlich ein Produkt der DTAG in der Farbe Rot.“ Nun verzögert offenbar die Bundesnetzagentur durch ihre Regulierung einen Start mit schnellem Internet in Kempen.
Die Bundesnetzagentur nimmt Stellung
Wir fragten daraufhin bei der Bundesnetzagentur an und baten um eine Stellungnahme zu diesem Fall. In der ausführlichen Antwort hieß es: „Die Telekom Deutschland GmbH ist […] regulatorisch dazu verpflichtet, Wettbewerbsunternehmen eine alternatives Vorleistungsprodukt zur sog. Teilnehmeranschlussleitung anzubieten. Daher können Endkunden also auch bei Wettbewerbsunternehmen […] einen Breitbandanschluss beauftragen. Richtig ist, dass die Telekom nach Abschluss ihres Ausbaus erst dann eigene Endkundenanschlüsse bereitstellen darf, wenn sie ein entsprechendes Vorleistungsprodukt auch ihren Wettbewerbsunternehmen anbietet – also vereinfacht gesagt: erst wenn Vodafone von Telekom ein Vorleistungsprodukt beziehen und dieses an eigene Endkunden bereitstellen könnte, darf auch die Telekom ihre Anschlüsse an eigene Endkunden bereitstellen. Sobald die Telekom also fertig ist, auch wenn früher als geplant, darf sie ihre Anschlüsse „freischalten“, wenn sie es auch für andere tut.“
Monatlich exklusive und hilfreiche News, Infos, Angebote und Tipps aus der LTE- und 5G-Szene für Sie. Abmeldung jederzeit möglich! Hinweise zu Datenschutz, Analyse und Widerruf erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Doch dann kommt das große ABER: „ ABER: Es gibt keine Regelung durch die Bundesnetzagentur, wonach die Telekom „aus Wettbewerbsgründen“ eine Freischaltung erst im Mai vornehmen darf.“ Beim „Fall Kempen“ betonte man uns gegenüber mehrfach, dass es keine Verzögerung „aus Wettbewerbsgründen“ und durch die Bundesnetzagentur zwingend für Mai gebe. Die Bundesnetzagentur bat dazu die Telekom um eine Stellungnahme hierzu und wollte diese an das Infoportal 4G.de weiterleiten. Doch bisher blieb der Netzbetreiber eine Antwort schuldig.
Am Ende hat der Bürger das Nachsehen
Letztendlich bleibt die Frage offen, ob nun die Telekom oder Bundesnetzagentur für die Verzögerung bis Mai 2017 verantwortlich ist. Dem Bürger dürfte es egal sein, denn letztlich muss dieser weiter auf schnelles Internet warten. Was sich in dieser Form in Kempen abspielt, dürften auch Menschen aus anderen Gemeinden kennen. Der Ausbau mit DSL oder VDSL verzögert sich immer wieder in vielen Städten. Ähnliche Probleme mit dem Vorleistungsprodukt dürfte es auch in anderen Gemeinden geben. Weitere Gründe für solche Verschiebungen sind dazu vielfältig, doch unterm Strich heißt es einfach nur: Warten auf schnelles Internet
Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem DSL-Ausbau in Ihrer Stadt? Gab es oder gibt es Verzögerungen beim Breitbandausbau in Ihrer Gemeinde?