Vodafone: LTE-Probleme nicht mit 5G zu lösen

Vodafone-Chef Hannes Ametsreiter kritisiert in einem ausführlichen Artikel drei deutsche Denkfehler bei 5G. Deutschland legt sich aktuell selbst Steine in den Weg und droht bei der Digitalisierung zu scheitern. Eine der zentralen Aussagen von Ametsreiter: Probleme bei LTE lassen sich nicht mit 5G lösen.

In einem ausführlichen Artikel mit dem Titel „Netzausbau: Drei deutsche Denkfehler und wie wir sie überwinden können“ nimmt Vodafone-Chef Ametsreiter Stellung zum 5G-Ausbau. Wenn Deutschland nicht schnell umdenkt, könne man nicht Weltspitze bei der Digitalisierung werden. Aktuell legt sich Deutschland selbst Steine in den Weg. Ametsreiter nennt folgend drei Denkfehler.

Falsche Erwartungen an 5G

Der Vodafone-Chef kritisiert im Artikel das deutsche LTE-Netz als „nicht optimal“. Die Probleme bei 4G sind nach der Auffassung vom Ametsreiter Spätfolgen der UMTS-Auktion. Die Netzbetreiber hatten im Jahr 2000 umgerechnet 50 Mrd. Euro für Frequenzspektrum geboten. Das Geld fehlt bis heute zum Netzausbau. Neben den hohen Kosten für Frequenzen sind die langen Genehmigungsverfahren ein Problem. In Deutschland dauert es bis zu zwei Jahre bis zur Errichtung eines Sendemastes, in anderen Ländern kann ein Mobilfunkmast in nur sechs Monaten errichtet werden.

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Ametsreiter sieht bei 5G drei Denkfehler in Deutschland (Bildquelle: Vodafone)

Doch die Probleme bei LTE lassen sich nicht mit 5G lösen, dies ist eine der zentralen Aussagen des Vodafone-Chefs. Besonders die Politik hat hier ganz falsche Erwartung geweckt. Mit der Mobilfunktechnologie der fünften Generation werden die Funklöcher nicht verschwinden. Um die Weißen Flecken zu schließen, muss man einfach LTE weiter ausbauen. Lokales oder nationales Roaming ist keine Lösung, vielmehr sollten die Netzbetreiber eine Allianz schließen und die Funklöcher in gemeinsamer Anstrengung schließen.

5G nicht an jeder Milchkanne

Der Vodafone-Chef spricht sich dagegen aus, 5G sofort auf das Land zu bringen. In diesem Fall wäre die deutsche Wirtschaft der große Verlierer. Für viele Anwendungen auf dem Land reiche LTE vollkommen aus. Ametsreiter nennt smarte Bauernhöfe mit 4G als Beispiel. Im Jahr 2019 soll vor allem der LTE-Ausbau auf dem Land im Vordergrund stehen. Viele der ländlichen Regionen sind noch nicht bereit für 5G. Das Netz der Mobilfunktechnologie der fünften Generation muss erst wachsen.

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5G in Deutschland muss smart und bedarfsgerecht ausbaut werden. Konkret heißt dies. Der 4G-Nachfolger kommt zuerst in die Städte und mit einiger Verzögerung auf das Land.

Rahmenbedingungen müssen klar sein

Ein weiterer Denkfehler ist laut dem Vodafone-Chef der Glaube der Politik, die Netzbetreiber seinen bereit 5G auszubauen, ohne die genauen Rahmenbedingungen zu kennen. Bei den 5G-Auflagen gebe es zu viele Unklarheiten. Wie steht es zum Beispiel um lokale Frequenzen und was verbirgt sich genau hinter dem Begriff? Sind lokale Frequenzen auf einen Industrie-Standort oder gar eine Stadt begrenzt? Unklar ist auch, ob lokales Roaming über eine Änderung des TKG zur Pflicht wird.

Weiterhin bemängelt der Vodafone-Chef, dass Unklarheit herrscht, ob Huawei vom 5G-Ausbau ausgeschlossen wird oder nicht. Ein Ausschluss des chinesischen Netzwerkausrüsters würde den Netzausbau in Deutschland erheblich verzögern. Fehlende Planungs- und Rechtssicherheit hemmt die Investitionen in Deutschland.

Liegt der Vodafone-Chef mit seinen Aussagen richtig?

Wie sind die Aussagen von Hannes Ametsreiter zu bewerten? Eine Studie der Bitkom hat vor wenigen Wochen gezeigt, dass große Teile der Bevölkerung ganz falsche Erwartungen an 5G haben. So hofft man, dass mit dem 4G-Nachfolger die vielen Funklöcher auf dem Land verschwinden. Die Politik hat in den letzten Monaten mit Forderungen nach einem flächendeckenden 5G-Netz falsche Hoffnungen geweckt.

Der Vodafone-Chef stellt richtig: Mit 5G lassen sich nicht die Probleme mit LTE lösen. Um die Funklöcher auf dem Land zu schließen, muss in diesem Jahr der 4G-Ausbau im Vordergrund stehen. Korrekt ist ebenso, dass LTE für zahlreiche Anwendungen ausreicht. Mit 4G sind Übertragungsraten von bis zu 1 Gbit/s und mehr möglich. 5G ist mit sehr hohen Übertragungsraten und einer geringen Latenzzeit (weniger als 1 ms) vor allem ein Mobilfunkstandard für die Industrie.

Bei den 5G-Auflagen gibt es sicherlich Klärungsbedarf, einige der Versorgungsverpflichtung der Bundesnetzagentur sind vage formuliert. Das Hauptproblem dürfte jedoch sein, das aktuell noch unklar ist, ob man mit Huawei planen könne. Der chinesische Netzwerkausrüster gilt für deutschen Netzbetreiber als verlässlicher Partner.

(Bildquelle Beitragsbild: Vodafone)     

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