Vodafone-Chef: Deutschland hat im Mobilfunk ein Infrastruktur-Problem
Vodafone-Chef Ametsreiter gab der Welt am Sonntag ein Interview. Der CEO sprach über das schlechte Mobilfunknetz in Deutschland, über Kosten für Frequenzen und die aktuelle 5G-Auktion. Nach der Auffassung von Ametsreiter trägt die Politik eine Mitschuld an den vielen Funklöchern in Deutschland.
Hannes Ametsreiter gab der Welt am Sonntag vor wenigen Tagen ein ausführliches Interview. Der Vodafone-Chef sprach über das Mobilfunknetz in Deutschland, Kosten für Frequenzen und die laufende 5G-Auktion. Im Gespräch kritisierte er immer wieder die Politik. Das Infoportal 4G.de fasst die wichtigsten Aussagen des Interviews für Sie zusammen.

UMTS-Auktion wirkt sich bis heute negativ aus
Zu Beginn des Interviews wird Ametsreiter auf das schlechte Mobilfunknetz in Deutschland angesprochen. Im internationalen Vergleich verliert man immer mehr den Anschluss. Andere Länder bieten ihren Bürgern eine deutlich bessere Netzqualität mit weniger Funklöchern. Laut Vodafone-Chef wirkt sich die extrem teure UMTS-Auktion aus dem Jahr 2000 noch immer negativ aus, da den Netzbetreiber bis heute Investitionsmittel fehlen: „Ein Grund dafür ist die extrem teure UMTS-Auktion, die mehr als ein Jahrzehnt zurückliegt. Damals wurden 55 Milliarden Euro für Lizenzen ausgegeben. Das war schön für den Staat, dessen Kassen sich füllten. Doch es war schlecht für die Bürger – und für Digital-Deutschland. Denn das Geld fehlte beim Netzausbau.“ (Quelle: Welt am Sonntag)
Ametsreiter betont, dass man das Geld viel lieber in den Netzausbau investiert hätte. Der Vodafone-Chef hebt hervor, dass es in Deutschland kein Budget-Problem gibt. Hier kann man den CEO durchaus beipflichten. In Zeiten sprudelnder Steuereinnahme wäre der Staat gut beraten, auf Mrd. aus Frequenzauktion zu verzichten: „Deutschland hat kein Budget-Problem. Deutschland hat ein Infrastruktur-Problem. Um das zu lösen, sollte möglichst jeder Euro, der investiert wird, auch wirklich in neue Mobilfunkstationen fließen.“ (Quelle: Welt am Sonntag)
Errichtung von Sendemasten dauert bis zwei Jahre
Kritik an der Politik zieht sich durch das ganze Interview. So dauert es in Deutschland in Vergleich zu anderen europäischen Ländern besonders lange, einen Mobilfunkmast aufzustellen: „Nirgendwo in Europa dauert es durchschnittlich länger, eine neue Mobilfunkstation zu bauen, als in Deutschland. Hierzulande braucht es vom Antrag bis zur Aktvierung bis zu zwei Jahre. Andere Länder schaffen das in vier bis sechs Monaten.“ (Quelle: Welt am Sonntag)
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Weiterhin besteht laut Vodafone-Chef das Problem mit Genehmigungen für Sendemasten und Bürgerinitiativen. Teilweise müsse der Netzbetreiber wieder eine provisorische Station abbauen, da eine Genehmigung doch nicht kommt oder zurückgezogen wird. Viele Gemeinden würden einen Sendemast irgendwo am Waldrand platzieren. So ist der Mast weit weg von der Innenstadt, wo guter Empfang notwendig ist.
Vodafone mit mehr als 1,5 Mrd. Euro bei 5G-Auktion
Bei der noch laufenden 5G-Auktion hat der Netzbetreiber bereits mehr als 1,5 Mrd. Euro geboten. Die Versteigerung in Mainz liegt aktuell bei Runde 300 und bei 5,67 Mrd. Euro. Vodafone-Chef Ametsreiter stellt die Auktion grundsätzlich in Frage. Vom Geld für das Frequenzspektrum könnte der Netzbetreiber eine Vielzahl an Sendemasten bauen: „Grob zwischen 100.000 und 200.000 Euro [kostet ein Sendemast]. Von 1,5 Milliarden Euro könnte man extrem viele zusätzliche Stationen bauen. Das Netz wäre dann deutlich besser. Wenn der Staat das Geld hingegen einsammelt, fehlt es beim Netzausbau.“ (Quelle: Welt am Sonntag)
Doch warum zieht sich die 5G-Auktion in Mainz so in die Länge? Das Problem: Um alle Bieter zufriedenzustellen, müsste es 28 Blöcke mit 3,6-GHz geben, bei der Auktion stehen nur 27 Blöcke zur Versteigerung. Keiner der vier Bieter möchte auf diesen einen Block verzichten. Seit einer Vielzahl von Runden wird nur um einen Block mit 3,6-GHz geboten, der immer wieder den Besitzer wechselt. Unter diesen Bedingungen kann die 5G-Auktion in Mainz noch einige Zeit dauern.
(Bildquelle Beitragsbild: Vodafone)