UMTS, HSDPA und LTE im Ausland – Ein Gastbeitrag aus Brasilien

Als ich vor kurzem für zwei Auslandssemester nach Brasilien ging, bemühte ich mich in den ersten Wochen um einen schnellen, mobilen Internetzugang. Brasilianische Kommilitonen rieten mir zu einem 3G-Surfstick des Anbieters Claro, der über ein gut ausgebautes Netz mit HSPA verfügt. Für 92 Reais (etwa 35 Euro) im Monat erhielt ich einen großen, weißen Surfstick des Netzbetreibers mit einem Inklusivvolumen von 5 GB. Im Vergleich zu den deutschen Tarifen für UMTS und HSDPA erschien mir der Preis etwas hoch. Jedoch diesen Preis müsse man hier für ein gut ausgebautes Netz zahlen.

Surfstick von Claro in Brasilien

Surfstick von Claro in Brasilien

Bereits an meinen ersten Tagen in der südbrasilianischen Großstadt Porto Alegre (ca. 1,5 Millionen Einwohner) war mir aufgefallen, wie viele Menschen an öffentlichen Plätzen und Busstellen mit Smartphones und Tablets online gingen. Von völlig ausgelasteten und überforderten 3G-Netzen in Großstädten hatte ich immer wieder gelesen, doch nun sollte der Tag kommen, wo ich es hautnah erleben durfte.

Surfen in der Millionenstadt – Ausgelastete Netze und Verbindungsabbrüche an der Tagesordnung

Die erste Erfahrung mit dem Netzbetreiber Claro war durchaus positiv. Steckte man seinen Surfstick in seinen Laptop, so zeigte der „Connection Manager“ HSPA und einen guten Empfang mit mehreren Balken an. Der Seitenaufbau funktionierte schnell und auch größere Downloads bei Updates waren kein Problem. Doch nach etwa 20 Minuten kam die erste Ernüchterung. Die Surfgeschwindigkeit wurde immer langsamer und einzelne Seiten konnten nicht aufgebaut werden. Wenn man jedoch die Verbindung trennte und sich erneut verband, ging es mit der früheren Surfgeschwindigkeit mit HSPA weiter.

Speedtest Brasilien

„Highspeed“ an guten Tagen mit HSPA von Claro

Nach einigen Surfen zeigte sich dann ein weiteres Problem. Jede 25 bis 30 Minuten trennte sich die Verbindung mit HSPA von allein. Ein erneutes Verbinden war nicht möglich. So blieb einem nichts anderes übrig, als den Surfstick aus und wieder einzustecken. Häufig erkannt das Notebook dann den 3G-Surfstick nicht, wo es dann nur eine Lösung gab: Neustart des Computers. Jeder kann sich jetzt denken, dass ein Surfen unter solchen Umständen an den Nerven zerrt.

Brasilianische Kommilitonen, welche weiterhin von einem guten 3G-Netz von Claro zum Surfen sprachen, empfahlen mir, die Verbindung jede 20 Minuten manuell zu trennen und mich erneut zu verbinden. So würde man zumindest der erzwungenen Trennung nach etwa 25 Minuten entgehen.

3G-Netze in immer mehr Großstädten überlastet

Porto Alegre ist nur ein Beispiel für eine der zahlreichen Großstädte weltweit, wo die 3G-Netze völlig überlastet sind und das Surfen zunehmend zur Qual wird. Glücklich können sich die Ländern schätzen, wo die Netzbetreiber in neue, moderne Netze investieren. Die Lösung gegen den Datenstau in den Großstädten kann aktuell nur LTE heißen. Gerade in der Zeit als 4G in Deutschland startete, erschien vielen LTE noch als eine Mobilfunktechnologie, die mit bis zu 100 Mbit/s nur für wenige technikaffine Kunden interessant sei. Es zeigt sich doch immer mehr, dass gut ausgebaute LTE-Netze in naher Zukunft notwendig sind, will man den Kollaps der 3G-Netze entgehen.

In Deutschland haben die Anbieter früh mit dem LTE-Ausbau begonnen. Heute gibt es 4G in zahlreichen deutschen Großstädten. Bereits im Jahr 2013 könnte 4G den Massenmarkt erreichen. Andere Ländern drohen hingegen beim mobilen Breitbandausbau zurückzufallen. Hier reicht es schon aus, nur nach Europa zu blicken. In Frankreich, England und Spanien warten die Verbraucher weiter auf schnelle LTE-Netze, wobei das verbrauchte Datenvolumen in den 3G-Netzen beständig steigt.

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