Mobilfunk: Kommt das Ende der Drosselung?

Am 05. Oktober startet o2 Free. Die LTE-Tarife stellen im Mobilfunk eine Neuheit dar. Telefónica Deutschland drosselt nur auf bis zu 1 Mbit/s. Auf der IFA 2016 hat die Telekom einen 4G-Tarif ohne Drosselung vorgestellt. Magenta Mobil XL Premium ist teuer, jedoch ein wichtiger Schritt. Sind es Anzeichen für einen Wandel auf dem Mobilfunkmarkt?

Jeder kennt das Problem im Mobilfunk. Hat man sein Datenvolumen einmal verbraucht, drosselt der Anbieter auf eine Übertragungsrate (z.B. GPRS), womit mobiles Surfen faktisch nicht mehr möglich ist. Dann bleibt den Kunden nur noch die Möglichkeit kostenpflichtig Inklusivvolumen nachzukaufen oder auf den nächsten Monat zu warten. Doch es besteht durchaus Hoffnung, dass sich an dieser Praxis bald etwas ändert. Am 05. Oktober startet Telefónica Deutschland mit den LTE-Tarifen o2 Free für Privat- und Geschäftskunden. Hat man sein Datenvolumen verbraucht, drosselt der Netzbetreiber nur auf bis zu 1 Mbit/s statt GPRS. Mit dieser Übertragungsrate kann man noch einigermaßen flüssig im Internet surfen.

o2-free
o2 Free mit LTE startet am 05. Oktober 2016 (Bildquelle: Telefónica Deutschland)

Auch die Telekom stellte auf der IFA 2016 eine Neuheit im Mobilfunk vor. Mit Magenta Mobil XL Premium gibt es den ersten LTE-Tarif ohne Drosselung in Deutschland. Der Smartphone-Tarif ist für 199,95 Euro im Monat noch sehr teuer, es handelt sich jedoch um einen wichtigen Schritt. Der Tarif der Telekom und auch o2 Free sind erste Schritte gegen eine Drosselung im Mobilfunk. Doch eigentlich hat diese Entwicklung schon etwas früher leise und unbemerkt bei LTE als DSL-Ersatz begonnen. Das Infoportal 4G.de zeichnet die Entwicklung nach.

Mobilfunk als DSL-Ersatz: Datenvolumen nachkaufen und Hybrid

Seit 2011 bieten Vodafone und die Deutsche Telekom LTE als DSL-Ersatz auf dem Land an. Im Jahr 2012 überarbeite besonders die Telekom Call & Surf Comfort via Funk gründlich und machte die Tarife attraktiver. Beim Festnetzersatz war es lange nicht möglich Datenvolumen nachzukaufen. Wer vorzeitig sein Inklusivvolumen verbrauchte, surfte für den Rest des Monats mit UMTS und bis zu 384 kbit/s weiter. Dies war die Geschwindigkeit von Mobilfunk aus dem Jahr 2000. Im Januar 2013 (Vodafone) und Mai 2013 (Telekom) führten dann die Netzbetreiber die Möglichkeit ein, zusätzlich Datenvolumen zu buchen. Diese Option wurde auf den ausdrücklichen Wunsch vieler Kunden eingeführt.

Nun konnte man die Drosselung zumindest entschärfen, auch wenn es mit zusätzlichen Kosten verbunden war. Hier zeigte sich leider auch überdeutlich wie teuer Mobilfunk als Festnetzersatz gegenüber DSL sein kann. Gerade für einen Mehrpersonenhaushalt wurde dies kostspielig. Der Nachkauf von Volumen war häufig die einzige Möglichkeit einen ganzen Monat flüssig im Internet zu surfen. Attraktiver wurde die SpeedOn-Option, wie es bei der Telekom hieß, als der Netzbetreiber im August 2014 ein neues Abrechnungsmodell einführt. Für 14,95 Euro bekam man nun das gleiche Volumen wie im Vertrag. Wer einen LTE-Vertrag mit 30 GB gebucht hatte, bekam beim Nachkaufen von Volumen noch auch 30 GB als Inklusivvolumen.

telekom-hybrid-800px
So funktioniert die Hybrid-Technologie (Bildquelle: Deutsche Telekom)

Doch der richtige Durchbruch kam für die Menschen auf dem Land mit der Hybrid-Technologie. Hier kombiniert die Telekom Mobilfunk und Festnetz (LTE + DSL). Magenta Zuhause Hybrid bringt einen entscheidenden Vorteil mit. Der Tarif ist ungedrosselt, was lange nicht vor der Einführung als sicher galt. Die Deutsche Telekom führt die Hybrid-Technologie im November 2014 zuerst in 8 Bundesländern ein, dann folgte im März 2015 der deutschlandweite Start. Das Interesse an Hybrid war bei den Menschen in den ländlichen Regionen sehr groß. Wer heute einen Hybrid-Tarif hat, genießt das ungedrosselte Surfen auch über LTE.

Magenta Mobil XL Premium und o2 Free

Im Jahr 2016 gibt es auch bei den klassischen Smartphone-Tarifen im Mobilfunk erste interessante Entwicklungen. Als die Telekom auf der IFA 2016 mit Magenta Mobil XL Premium den ersten LTE-Tarif ohne Drosselung vorstellte, sorgte dies für viel Aufmerksamkeit in der Presse. Der Tarif ist für eine monatliche Grundgebühr von 199,95 Euro für den Durchschnittsnutzer sicherlich viel zu teuer. Geschäftskunden könnten durchaus Gefallen am Produkt der Telekom finden. Entscheidend dürfte sein, dass es nun den ersten Tarif im Mobilfunk ohne Drosselung gibt. Ungedrosselte Tarife auf den deutschen Mobilfunkmarkt sind eigentlich unmöglich, hieß es bisher immer von den Netzbetreibern. Offenbar geht es doch.

Verfügbarkeit testen!

  

Vergleichen Sie hier die LTE- und 5G-Verfügbarkeit jeder beliebigen Adresse in ganz Deutschland.
Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Mit o2 Free geht man bei Telefónica Deutschland einen anderen Weg. Die LTE-Tarife sind nicht ungedrosselt, nach der Drosselung surft man mit bis zu 1 Mbit/s weiter. Diese Übertragungsrate dürfte noch ein flüssiges Surfen ermöglichen. Wer einen besonders günstigen Tarif sucht, entscheidet sich für die Allnet o2 Free S und surft auch nach dem Verbrauch des Datenvolumens mit 3G weiter. Wie es mit o2 Free in der Praxis funktioniert, werden wir ab den 05. Oktober 2016 sehen, wenn die LTE-Tarife von Telefonica Deutschland für Privat- und Geschäftskunden starten. Des Weiteren haben wir die Info erhalten, dass es zum Start des neuen Tarifportfolios den o2 Free S in den ersten 12 Monaten schon ab 19,99€ geben wird. Dazu kann man hoffen, dass weitere Anbieter vergleichbare Tarife im Mobilfunk anbieten.

Fazit 4G.de

Gerade die jüngsten Entwicklungen auf dem Markt deuten auf ein langsames Ende einer strikten Drosselung im Mobilfunk hin. Ebenso erfreulich ist, dass die deutschen Netzbetreiber zuletzt immer wieder die Datenvolumen bei den 4G-Tarifen erhöhten haben. Von größeren Inklusivvolumen profitierten teilweise auch die Bestandskunden.

Dabei muss man auch sagen: Im internationalen Vergleich sind die deutschen Tarife im Mobilfunk noch recht teuer und bieten wenig Datenvolumen. Dies hat zuletzt immer wieder die Untersuchung des Beratungsunternehmens Rewheel gezeigt. Bei der letzten Studie (April 2016) lag Deutschland im direkten Vergleich mit seinen europäischen Nachbarn weit hinten, was das Datenvolumen für einen durchschnittlichen LTE-Tarif (35 Euro pro Monat) betraf. Positive Entwicklung auf den deutschen Mobilfunkmarkt gibt es unverkennbar. Gerade der Verzicht einer Drosselung auf GPRS ist ein erster Schritt gegen die strikte Praxis, Mobilfunktarife nach dem Verbrauch des Volumens strikt auszubremsen. Bis es im Mobilfunk hierzulande attraktive Tarife mit 50 GB oder 40 GB wie in Frankreich oder Dänemark oder gar ohne Drosselung (Finnland) gibt, wird wohl noch einige Zeit vergehen.

Empfohlene Beiträge
Showing 4 comments
  • Tommy Nguyen
    Antworten

    Ich muss noch immer noch von der Telekom den Tarif : Call & Surf via Funk L nutzen da keine Ports mehr frei sind in Verteilerkasten . Bei mir wäre alles verfügbar ! Nur das Verteilerkasten sind voll

  • Albracer
    Antworten

    Es wird endlich Zeit das seitens der Telekom was unternommen wird für Kunden die kein Hybrid zur Verfügung haben. Vor allem bin ich auch kein Freund von dem Hybrid Router, die wenigsten Nutzer haben die Telefondose auf dem Dachboden. Um einen guten Empfang zu haben sollte der Router nun mal nicht im Keller oder EG stehen. Ich bin von der ersten Stunde an dabei und habe noch einen alten Vertrag mit 60GB anstatt 30GB. Das klingt toll, aber in einem 5 Personen Haushalt mit zum Glück noch kleinen Kinder und keine Teenies reicht dies gerade noch aus. Aber wenn man die absolut gute Netzgeschwindigkeit von 45-53Mbit ausnutzt und man Amazon Prime, Sky u.s.w. nutzt, dann ist da ganz schnell Schluss. Und rund 15€ für 30GB nachladen ist Abzocke. Wenn die wollen könnten die locker eine Flat daraus machen, man kann nur gespannt sein was den Herrschaften einfällt weil man will ja alles auf IP Telefonie umstellen. Wird es dann VOLTE für die Nutzer geben, die kein Hybrid bekommen können. Und in meinem Fall hat ein Regionaler Anbieter (der ist furchtbar) 100Mbit ausgebaut, da wird die Telekom mit Sicherheit kein Graben mehr neu machen. In meiner Region haben sehr viele Call and Surf via Funk, es ist absolut zuverlässig auch in den Abendstunden und Wochenenden absolut schnell.

  • haki
    Antworten

    Hallo, auch ich muss min.2mal dazu buchen (
    Call & Surf Comf. via Funk L/ Universal; Monatl. Grundpreis 54€ +
    Speedport LTE II Endgeräte-Servicepaket 5€
    2 x SpeedOn 30€

    das heisst
    drei Rufnummern + Deutschland Flat + 90gb internet für 89€

    TELEKOM

  • Enrico Wolf
    Antworten

    Hybrid ist leider trotzdem noch viel zu häufig NICHT verfügbar hierzulande. Ich MUSS noch immer mit den mittelalterlich anmutenden Tarifen der Call and Surf Comfort via Funk leben, da die Telekom es einfach nicht schafft, die alten Analog-Anschlüsse auf IP umzustellen. Ich bete jeden Tag für die erlösende Nachricht, dass es endlich einen BEZAHLBAREN LTE all-in Tarif mit vernünftiger Drosselung (2-3 Mbit) oder vorzugsweise sogar ohne diese gibt!

Schreibe einen Kommentar

o2-turmo2-turm