LTE-Tarife im Vergleich: Deutsche bekommen wenig Datenvolumen
Rewheel vergleicht zwei Mal jährlich LTE-Tarife in den EU Ländern und OECD Staaten. Die Fragestellung bei der Untersuchung ist immer identisch: Wie viel Datenvolumen gibt es im jeweiligen Land für 30 Euro oder weniger pro Monat. Auch in der Studie vom Oktober 2018 schneidet Deutschland im europaweiten Vergleich schlecht ab.
Das finnische Beratungsunternehmen Rewheel vergleicht regelmäßig die LTE-Tarife in der EU und in OECD Staaten. Im Oktober 2018 veröffentlicht das Unternehmen seinen zehnten Bericht. In jeder Untersuchung ist die Fragestellung identisch: Wie viel Inklusivvolumen bekommen Kunden im jeweiligen Land für 30 Euro oder weniger pro Monat. In die Untersuchung fließen LTE-Tarife von Netzbetreibern, Tochtermarken und MVNO ein. Die Smartphone-Tarife müssen eine Allnet-Flat (mehr als 1000 Freiminuten) bieten. Weiterhin dürfen bestimmte Datenströme nicht priorisiert werden, ebenso soll die Qualität von Videos nicht künstlich reduziert werden.
Das Infoportal 4G.de analysiert die Studie von Rewheel im Detail, wir werfen einen näheren Blick auf den Vergleich der 28 EU Länder. Wie viel Datenvolumen gibt es in Deutschland für 30 Euro pro Monat? Wie stehen wir in europaweiten Vergleich da?
LTE-Tarife in den 28 EU Staaten im Vergleich
Im europaweiten Vergleich liegt Deutschland im hinteren Mittelfeld. In acht Ländern gibt es (Stand: Oktober 2018) weniger Datenvolumen für 30 Euro pro Monat als hierzulande, während in 19 Ländern die 4G-Tarife attraktiver sind. Laut Rewheel bekommen Kunden in Deutschland für 29,99 Euro monatlich ein Datenvolumen von 30 GB. Viele europäische Länder bieten weitaus attraktivere LTE-Tarife. Als Beispiel kann man Italien mit 60 GB für 9,99 Euro pro Monat oder Frankreich mit 100 GB für 19,99 Euro monatlich nennen. In 10 EU Ländern erhalten Kunden mittlerweile eine Flatrate für 25 Euro pro Monat oder weniger. Auch dies sei erwähnt: Für Rewheel gilt ein Tarif mit mehr als 250 GB an Datenvolumen als unlimitierte Flatrate.
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In den Ländern, die sich hinter Deutschland platzieren, sind die LTE-Tarife wiederum richtig teuer. Für Griechenland kann das finnische Beratungsunternehmen keinen 4G-Tarif unter 30 Euro pro Monat anführen. In Ungarn gibt es für 24,77 Euro pro Monat gerade einmal 1 GB. Auch die Tschechische Republik ist nicht gerade ein Mobilfunk-Paradies mit 3 GB für 25,97 Euro monatlich.
Doch welcher deutsche Smartphone-Tarif bietet im Oktober 2018 eigentlich 30 GB für 29,99 Euro. Rewheel benennt den Tarif in seiner Untersuchung nicht. Das Infoportal 4G.de geht jedoch davon aus, dass es sich um den Tarif LTE XL von 1&1 handelt. Seit Anfang Oktober gibt es bei 1&1 für 24,99 Euro monatlich (ab dem 13. Monat sind es 34,99 Euro) einen Aktionstarif mit 30 GB. Auf eine Vertragslaufzeit von zwei Jahre gerechnet ergibt sich eine effektive monatliche Grundgebühr von 29,99 Euro. In die Untersuchung von Rewheel fließen auch LTE-Tarife mit befristeten Aktionen ein. Im letzten Bericht (April 2018) bekamen deutsche Kunden noch 15 GB für 30 Euro monatlich.
Was sind die Gründe für die teuren LTE-Tarife?
Schaut man sich die Berichte von Rewheel über einen längeren Zeitraum an, zeigt sich jedes Mal das gleiche Bild. Deutschland liegt beim europaweiten Tarif-Vergleich immer im hinteren Mittelfeld. Zwar werden die LTE-Tarife hierzulande mit jeder Studie etwas attraktiver, doch in anderen Ländern gibt es ebenso positive Entwicklung auf dem Mobilfunkmarkt. Bei der Platzierung im europaweiten Vergleich rutscht Deutschland so nicht nach vorne. Doch warum bekommen deutsche Mobilfunkkunden so wenig Datenvolumen für ihr Geld?
Ein Grund ist die fehlende Konkurrenz auf dem Markt. Nach der Studie (28 EU Länder) von Rewheel ist Inklusivvolumen auf Mobilfunkmärkten mit drei Netzbetreibern doppelt so teuer wie in Ländern mit vier Netzbetreibern. Ein deutliches Beispiel ist Italien. Nach dem Eintritt eines vierten Netzbetreibers sind dort die Preise für Datenvolumen im Vergleich zum April 2018 um 70 Prozent gesunken.
Neben einer fehlenden Konkurrenz auf dem Markt, gibt es noch andere Gründe für verhältnismäßig teure LTE-Tarife mit wenig Datenvolumen. Vodafone-Chef Hannes Ametsreiter nannte in einem aktuellen Interview mit t3n die Gründe für die hohen Preise in Deutschland: „Aber der staatliche Wunsch nach möglichst hohen Erlösen hat damals [2000] und in den weiteren Auktionen sicherlich zum Preisgefüge beigetragen. Wenn Sie mal addieren würden, was die Branche in den letzten Jahren für den Frequenzerwerb ausgegeben hat, kämen Sie auf rund 60 Milliarden Euro. […]. Eins ist klar: Wenn Sie sehr viel für ein Spektrum bezahlen, wird sich das auch auf die Preise auswirken.“ (Quelle: t3n)
Nächste Frequenzauktion steht Anfang 2019 an
Günstigere LTE-Tarife mit mehr Datenvolumen können wir in Deutschland in Zukunft nicht erwarten. Anfang 2019 steht die Auktion der 5G-Frequenzen an. Die Politik erhofft sich aus der Versteigerung Einnahmen von 10 bis 12 Mrd. Euro. Die Kosten für das Frequenzspektrum dürften deutlich höher als in anderen europäischen Ländern ausfallen. Weiterhin verpflichten sich die Netzbetreiber mit dem Erwerb der Frequenzen bestimmte Auflagen zu erfüllen. Wie die Versorgungsverpflichtungen der Bundesnetzagentur für 5G konkret aussehen werden, wird sich in den kommenden Wochen zeigen.
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Eine teure Frequenzauktion und strenge Auflagen dürften jedoch nicht für günstigere LTE-Tarife mit mehr Datenvolumen in Deutschland sorgen. Im Extremfall könnten die Preise im Mobilfunk sogar steigen, da die Netzbetreiber die Mrd.-Ausgaben an die Kunden weitergeben.
(Bildquelle Beitragsbild: istockphoto.com, woaiss)