LTE in Deutschland, Österreich und der Schweiz: 4G-Flatrates in Deutschland nicht verbraucherfreundlich
Der LTE-Ausbau auf dem Land ist seit November 2012 offiziell beendet. Die Schließung der Weißen Flecken wurde von der Bundesnetzagentur als großer Erfolg gefeiert. Seitdem ist die LTE-Netzabdeckung in Deutschland beständig gewachsen. Doch, was bieten die deutschen Netzbetreiber den Menschen auf dem Land, wo 4G das lange erhoffte schnelle Internet gebracht hat? Wie sieht es dazu bei unseren deutschsprachigen Nachbarn aus, wo der LTE-Ausbau zunehmend an Fahrt gewinnt.
Dieser Frage ist 4G.de genauer nachgegangen und hat Preise und Konditionen der Netzbetreiber in Deutschland, Österreich und der Schweiz verglichen. Dabei haben wir uns bei unserem Vergleich vor allem auf LTE-Tarife mit 50 Mbit/s und mehr als DSL-Ersatz konzentriert.
Deutschland: Vodafone und Telekom mit guter LTE-Abdeckung auf dem Land
LTE in den ländlichen Regionen bieten heute vor allem Vodafone und T-Mobile. Beide Netzbetreiber verfügen deutschlandweit über eine LTE-Netzabdeckung von etwa 65 Prozent (LTE outdoor). Der Anbieter o2 beginnt erst mit der nationalen Verdichtung eines 4G-Netzes und spielt auf dem Land noch keine Rolle. Vodafone bietet mit dem 4G-Tarif „LTE Zuhause Telefon & Internet 50.000“ aktuell 4G mit bis zu 50 Mbit/s für 44,99 Euro im Monat. Den Kunden steht ein monatliches Datenvolumen von 30 GB zur Verfügung. Wird das Inklusivvolumen vorzeitig verbraucht, drosselt der Netzbetreiber die Verbindung auf 384 kbit/s. Wer möchte, kann jedoch Inklusivvolumen nachkaufen. Bei Vodafone bekommt man 1 GB für 4,99 Euro.

Deutsche LTE-Tarife: Highspeed mit 4G bis zur Drosselung
Die Deutsche Telekom bietet ein vergleichbares Angebot. Hier surft man mit dem Tarif „Call & Surf Comfort via Funk L“ mit bis zu 100 Mbit/s für 49,95 Euro im Monat. Dabei erhalten Telekom-Kunden in den ländlichen Regionen eine maximale Übertragungsrate von bis zu 50 Mbit/s. Eine höhere Surfgeschwindigkeit bieten die LTE-Frequenzen der Digitalen Dividende mit 800-MHz nicht, welche T-Mobile und die anderen Netzbetreiber für den LTE-Ausbau auf dem Land nutzen. Die Telekom verweist hier gerne darauf, dass sich dieser 4G-Tarif auch an LTE-Nutzer in der Stadt wendet. Alternativ kann man mit einem kleineren LTE-Tarif für 39,95 € mit bis zu 50 Mbit/s surfen. Hier gibt es jedoch nur 15 GB Datenvolumen bevor auf 384 Kbit/s gedrosselt wird. Günstiger als bei Vodafone bucht man bei der Telekom für 14,95 Euro gleich 10 GB Datenvolumen nach.
Österreich: Kein Inklusivvolumen und LTE mit bis zu 150 Mbit/s

LTE als DSL-Ersatz für unkompliziertes Surfen (Bildquelle: A1)
In Österreich steht der LTE-Ausbau auf dem Land noch aus. Die Versteigerung der wichtigen 4G-Frequenzen mit 800-MHz findet erst im September 2013 statt. Bis dahin versorgen die österreichischen Netzbetreiber die Städte mit 4G. Jedoch bietet man LTE als DSL-Ersatz für das Surfen in der Stadt an. Dort bewirbt man LTE als unkomplizierte Breitbandlösung mit 4G-Router. Der Netzbetreiber A1 bietet ein vergleichbares Angebot wie die Deutsche Telekom. Hier surft mit 30 GB Datenvolumen für 49,90 Euro im Monat. Jedoch verspricht A1 seinen Kunden im Tarif „Mobil-Internet L“ eine Übertragungsrate von bis zu 150 Mbit/s. Wer will, kann auch hier Datenvolumen für 1 GB (5,90 Euro) oder 3 GB (9,90 Euro) nachkaufen.
T-Mobile Austria hingegen wirbt mit „unlimitierten & ungedrosselten Inklusivvolumen“ für LTE als DSL-Ersatz. Für 59,99 Euro kann man mit „HOME NET 100“ mit bis zu 100 Mbit/s ohne Drosselung surfen, ganz egal, wie viele Personen 4G im Haushalt nutzen. Hier wird LTE zum echten und dazu schnellen DSL-Ersatz. Noch etwas günstiger kann man mit dem Anbieter 3 ins Internet, der aktuell nur einen 4G-Tarif anbietet. Hier erhält man für 49,00 Euro im Monat einen ungedrosselten Datentarif mit Surfstick und einer Übertragungsrate von bis zu 100 Mbit/s. Auch wenn der Anbieter diesen LTE-Tarif „3Data LTE Flat“ als mobiles Internet bewirbt, kann man den Surfstick selbstverständlich daheim als DSL-Ersatz nutzen.
Dabei ist zu erwarten, dass die österreichischen Netzbetreiber solche LTE-Tarife nach der 4G-Auktion im September auch auf dem Land anbieten. Hier surft man zwar nur mit bis zu 50 Mbit/s dafür ungedrosselt mit LTE: Dies erwarten Kunden auch von einer echten Flatrate.
Schweiz: DSL statt LTE auf dem Land
In der Schweiz spielt der Ausbau mit LTE auf dem Land keine Rolle. Dies liegt daran, dass sich die Netzbetreiber noch vor dem 4G-Zeitalter verpflichtet haben, die unterversorgten Gebiete mit DSL zu versorgen. Vielmehr ist LTE in der Schweiz eine von mehreren Alternativen, um die letzten Weißen Flecken zu schließen. So heißt es auf der Internetseite von Swisscom: „Bei rund 2 Prozent der Haushalte ist noch kein DSL-Breitband-Internetzugang mit der geforderten Mindestübertragungsrate möglich. […].Um auch hier einen grundversorgungskonformen Anschluss ans Internet zu ermöglichen, stehen verschiedene Optionen zur Verfügung.“ (Quelle: Swisscom) Über eine mobile Lösung (LTE), Satelliten-Breitbandlösung oder ISDN-Kanalbündelung soll die gesetzliche Mindestübertragungsrate von 1 Mbit/s gewährleistet werden. Das Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) passt dabei die Mindestübertragungsraten immer wieder an aktuelle Erfordernisse an. Eine alternative Breitbandverbindung darf ohne MWST gesetzlich nicht mehr als 55 CHF (ca. 45 Euro) kosten.
In der Schweiz konzentrieren sich die Anbieter vielmehr darauf, LTE mobil zu vermarkten. Die Netzbetreiber Orange und Sunrise haben vor wenigen Wochen ihre LTE-Netze für alle mobilen Geräte freigeschaltet. Nun surft man in allen mobilen Tarife ohne Aufpreis mit 4G, sofern mach über LTE-fähige Hardware verfügt. Dies gilt für alle Post- und Prepaidkunden. Bei Sunrise erstreckt sich dieses Angebot auch auf Partnerunternehmen. Auf diese Weise möchte man mit dem Marktführer Swisscom (50 Prozent LTE-Netzabdeckung) konkurrieren, der aktuell Übertragungsraten von bis zu 150 Mbit/s bietet.
Fazit 4G.de: Gute LTE-Netzabdeckung ist nicht alles
Die deutschen Netzbetreiber haben bei der LTE-Netzabdeckung gegenüber Österreich und der Schweiz die Nase vorn. Auch die Preise für die 4G-Tarife als DSL-Ersatz sind durchaus vergleichbar. Anders sieht es bei der Qualität des LTE-Angebotes aus. Soll 4G auf dem Land zu einem echten DSL-Ersatz werden, müssen die Datenvolumen entfallen oder deutlich höher werden. Wie dies geht, haben die Netzbetreiber in Österreich und der Schweiz mit verbraucherfreundlichen Tarifen vorgemacht. Dazu wünschen sich die deutschen Kunden LTE-Prepaid-Tarife. Solche 4G-Tarife planen T-Mobile, Vodafone und o2 im Jahr 2013 laut 4G.de-Interviews nicht mehr. Eine gute LTE-Abdeckung ist zwar wichtig, jedoch nicht alles. Hier ziehen die Netzbetreiber in Österreich und der Schweiz bald nach. Was die deutschen Verbraucher wollen, sind echte 4G-Flatrates und optionale LTE-Tarife ohne Vertragsbindung.