LTE-Auktionen im Rückblick: Wie teuer waren die Frequenzen?

Im Juli wurde viel über LTE und 5G diskutiert. In Berlin fand der Mobilfunk-Gipfel statt. Die Netzbetreiber sagten eine 4G-Netzabdeckung von 99 Prozent (nach Bevölkerung) bis Ende 2020 zu. Zugleich drängten sie auf investitionsfreundliche 5G-Auflagen. 4G.de blickt zurück auf die früheren LTE-Auktionen und Auflagen. Was können wir dazu von der 5G-Versteigerung erwarten?

In diesem Monat wurde viel über das Mobilfunknetz und Funklöcher diskutiert. In Berlin fand der Mobilfunk-Gipfel statt, zu welchem Verkehrsminister Scheuer medienwirksam einlud. Am Ende verpflichteten sich Telekom, Vodafone und o2 zu einer LTE-Netzabdeckung von  99 Prozent (nach Bevölkerung) bis Ende 2020. Beim Gipfel drängten die Netzbetreiber zugleich auf investitionsfreundliche 5G-Auflagen. Weiterhin sei man nicht bereit, horrende Summen für Frequenzspektrum zu bezahlen.

Mobilfunk-Gipfel Scheuer
Mitte Juli fand in Berlin der Mobilfunk-Gipfel statt. (Bildquelle: flickr/BMVI)

In der Vergangenheit haben die Mobilfunkanbieter viel Geld für Frequenzspektrum ausgegeben, hierzu muss man nicht einmal die lange zurückliegende Versteigerung der UMTS-Frequenzen thematisieren. Bei den LTE-Auktionen 2010 und 2015 erzielte der Staat Einnahmen in Höhe von 9,46 Mrd. Euro. Die Netzbetreiber ersteigerten nicht nur Frequenzen, sondern mussten auch bestimmte Versorgungsverpflichtungen erfüllen. Das Infoportal 4G.de wirft einen Blick zurück auf die früheren LTE-Auktionen. Was kosteten die Frequenzen und wie sahen die Versorgungsverpflichtungen aus? Wie könnten die 5G-Auflagen aussehen?

LTE-Frequenzauktion 2010: 4,38 Mrd. Euro

Die Auktion 2010 fand zwischen 12. April und 20. Mai statt. Deutsche Telekom, Vodafone, o2 und E-Plus boten für Frequenzen in den Bereichen 800-MHz, 1800-MHz, 2000-MHz und 2600-MHz. Die Netzbetreiber zahlten für Frequenzpakete von 360 MHz insgesamt 4,38 Mrd. Euro. Ein besonderes Interesse gab es am Spektrum mit 800-MHz. Für die Frequenzen der Digitalen Dividende I zahlten die Mobilfunkunternehmen alleine 3,57 Mrd. Euro. Doch warum war gerade dieses Spektrum so interessant? Mit 800-MHz lässt sich ein großer Bereich mit Mobilfunk versorgen. Eine solche Basisstation versorgt einem Umkreis von 10 Kilometer mit LTE.

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Bei der 4G-Auktion 2010 ersteigerten die Unternehmen nicht nur Frequenzspektrum, sondern verpflichteten sich dazu, bestimmte Versorgungsauflagen zu erfüllen. Die Netzbetreiber mussten in jedem Bundesland die Weißen Flecken zu 90 Prozent schließen und mit 800-MHz versorgen. Die Bundesländer meldeten unterversorgte Gemeinden und Teilgemeinden an die Bundesnetzagentur. Anhand dieser Meldungen entstanden Ausbaulisten für die Netzbetreiber für jedes Flächenbundesland. Eine Gemeinde galt als versorgt, wenn ein Anbieter die Ortschaft mit 800-MHz ausgebaut hatte.

Die Netzbetreiber mussten die Versorgungsverpflichtungen bis zum 01.01.2016 schaffen. Doch der LTE-Ausbau auf dem Land ging lief schneller voran, als von der Bundesnetzagentur erwartet. Die Mobilfunkanbieter hatten die Verpflichtungen bereits 27.11.2012 erfüllt. Für die Regulierungsbehörde war Ende 2012 der 4G-Ausbau in den ländlichen Regionen bereits abgeschlossen. Weshalb konnten die Netzbetreiber die Versorgungsauflagen so schnell erfüllen? Dieser Frage hat sich das Infoportal 4G.de in einem anderen Beitrag ausführlich gewidmet.

LTE-Frequenzauktion 2015: 5,08 Mrd. Euro

Fünf Jahre später stand die nächste 4G-Auktion mit nur noch drei Netzbetreibern an. Es wurde ein Frequenzspektrum von 270 MHz versteigert und die Einnahmen lagen bei 5,08 Mrd. Euro. Unter den Hammer kamen Frequenzen mit 700-MHz, 900-MHz, 1500-MHz und 1800-MHz. Bei der Versteigerung 2015 stand das Frequenzspektrum mit 700-MHz (Digitale Dividende II) im Mittelpunkt des Interesses. Die Politik ging davon aus, dass Telekom, Vodafone und Telefónica Deutschland sich besonders für diese weitreichenden Frequenzen interessieren würden. Einen echten Bieterkampf um 700-MHz gab es nicht, jeder Anbieter begnügte sich mit zwei Frequenzblöcken.

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Die Einnahmen aus der Frequenzauktion 2015 (Bildquelle: Bundesnetzagentur)

Auch die LTE-Auktion 2015 war mit Auflagen verbunden. Die Netzbetreiber verpflichteten sich, bis Ende 2019 eine 4G-Netzabdeckung von 98 Prozent (nach Bevölkerung) zu bieten. Jedes Bundesland muss mindestens mit 97 Prozent (nach Bevölkerung) ausgebaut sein. Weiterhin haben sich Deutsche Telekom, Vodafone und o2 zugesagt Autobahnen und ICE-Strecken mit 4G auszubauen. Die Versorgungsverpflichtungen von 2015 müssen alle Netzbetreiber erfüllen, dies ist ein entscheidender Unterschied zu den Auflagen aus dem Jahr 2010.

Auf dem Mobilfunk-Gipfel von Juli haben die Netzbetreiber dazu eine Versorgung von 99 Prozent nach Bevölkerung bis Ende 2020 zugesagt. Hierbei handelt es sich jedoch um eine freiwillige Zusage. In der Pressekonferenz nach dem Gipfel stellten vor allem Telekom und Telefónica Deutschland klar, dass man auf investitionsfreundliche 5G-Auflagen hoffe und die Versorgungsauflagen für den 4G-Nachfolger abwarte. Die Netzbetreiber könnten ihre Zusagen jederzeit wieder zurückziehen.

5G-Frequenzauktion 2019: Einnahmen im zweistelligen Mrd.-Bereich?

Anfang 2019 werden die 5G-Frequenzen versteigert. Welche Einnahmen sind zu erwarten? Der ehemalige Verkehrsminister Dobrindt gab in August 2017 eine Einschätzung und sprach von Einnahmen im zweistelligen Mrd.-Bereich, da es sich um sehr werthaltige Frequenzen handele. Doch diese Schätzung dürfte nach dem Mobilfunk-Gipfel nicht mehr aktuell sein. Die Netzbetreiber haben beim Gipfel die genannten Zugeständnisse gemacht, eine teure Auktion dürfte damit vom Tisch sein. Die Bundesnetzagentur wird Telekom, Vodafone und o2 das Frequenzspektrum auch nicht einfach gegen Auflagen zuteilen, auch wenn man die Forderung in den letzten Monaten immer wieder hören konnte.

Die Bundesregierung hat angekündigt, dass man zur Umsetzung des „Digitalfondsgesetzes“ ein „Sondervermögens“ benötige und die Maßnahmen nicht mit den „gegenwärtig verfügbaren Haushaltsmitteln“ finanziert werden können, wie heise.de berichtet. Die Politik geht bei den konkreten Maßnahmen für Gigabit-Netze und Digitalisierung von Schulen von einem Finanzbedarf von 2,4 Mrd. aus. Hierbei handelt es sich nur um einen Teil der benötigten Mittel. Die Große Koalition möchte bis Ende 2021 insgesamt 10 bis 12 Mrd. Euro in Gigabit-Netze stecken.

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Woher das Geld kommen soll, ist aktuell unklar. Die 5G-Auktion dürfte diese Einnahmen nicht einbringen, dies wären mehr Gelder als aus bei LTE-Versteigerungen zusammen. Dazu haben die Netzbetreiber bereits ankündigt, man sei nicht mehr bereit, Unsummen für Frequenzspektrum auszugeben. Wie hoch die Einnahmen bei der 5G-Auktion ausfallen werden, bleibt letztendlich unklar.

Wie könnten die 5G-Auflagen aussehen?

Wie sieht es bei den Versorgungsauflagen aus? Hierzu gab es in den letzten Monaten und Wochen zahlreiche Forderungen aus der Politik. Die CSU sprach sich für besonders strenge Auflagen aus. Die Netzbetreiber sollten in wenigen Jahren eine Netzabdeckung von 98 Prozent gewährleisten und den LTE-Nachfolger selbst für die Landwirtschaft nutzbar machen. Doch nach dem Mobilfunk-Gipfel dürften die Würfel noch einmal neu fallen. Auf dem Gipfel forderten die Netzbetreiber mehrfach investitionsfreundliche 5G-Auflagen, anderseits würde man die freiwilligen Zusagen zurückziehen.

Wie die Verpflichtungen am Ende aussehen werden, ist unklar. Doch eine Entwicklung zeichnet sich bereits ab. Auf dem Mobilfunk-Gipfel haben sich die Netzbetreiber vehement gegen eine Pflicht zu National Roaming ausgesprochen. Man sei nicht bereit, die 5G-Netze für andere Anbieter zu öffnen. Die Bundesregierung könnte hier Telekom, Vodafone und o2 entgegen kommen und auf eine solche Auflage verzichten. National Roaming hätte den Ausbau eines weiteren Mobilfunknetzes und letztendlich einen vierten Netzbetreiber in Deutschland gesorgt. Ein vierter Anbieter würde den Wettbewerb hierzulande sicher beleben

In der Vergangenheit hat United Internet (1&1) immer wieder angekündigt, sich an der 5G-Auktion Anfang 2019 beteiligen zu wollen. Die letzten Wochen haben gezeigt, dass es für Neueinsteiger schwierig wird, erfolgreich um Frequenzen mitzubieten. United Internet-Chef Dommermuth sprach kürzlich sogar von einer klaren Benachteiligung von Service-Providern.

(Bildquelle Beitragsbild: © Manuel Schönfeld – stock.adobe.com)

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