LTE als DSL-Ersatz – Eine Bestandsaufnahme

August 2010 nahm die Telekom den ersten LTE-Sendemast in Betrieb. Fast acht Jahre später blicken die Netzbetreiber bereits auf 5G. Es ist an der Zeit, einen Rückblick auf 4G zu werfen. Die Mobilfunktechnologie der vierten Generation sollte vor allem die Breitbandversorgung auf dem Land verbessern und einen DSL-Ersatz bieten.

Am 30. August 2010 nahm die Deutsche Telekom in Kyritz (Brandenburg) den ersten LTE-Sendemast in Betrieb. Nur wenige Monate später starteten die Netzbetreiber mit 4G-Tarifen. Die Mobilfunktechnologie der vierten Generation sollte die Breitbandversorgung in den ländlichen Gebieten verbessern und so ein echter DSL-Ersatz werden, so war es der Wille der Bundesregierung.

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Der erste 4G-Sendemast in Kyritz (Brandenburg) (Bildquelle: Deutsche Telekom)

Heute bieten Netzbetreiber wie Deutsche Telekom und Vodafone eine LTE-Netzabdeckung von deutlich über 90 Prozent (nach Bevölkerung). Mit dem GigaCube oder Congstar Homespot vermarkten die Mobilfunkanbieter attraktive Tarife als DSL-Ersatz. Auch Magenta Zuhause Hybrid ist interessant für alle Nutzer, die bei DSL nur eine geringe Übertragungsrate haben, mit der 4G-Technologie sind bei der Hybrid-Technologie hohe Surfgeschwindigkeiten möglich.

Von einem Tarif wie den Vodafone GigaCube mit 200 GB konnten die Kunden 2010 auf dem Land nur träumen. In der Anfangszeit waren die Tarife als Festnetzersatz wenig attraktiv und vor allem sehr teuer. Das Infoportal 4G.de schaut sich die Entwicklung von LTE als DSL-Ersatz  von 2010 bis heute an.

LTE als DSL-Ersatz in der Anfangszeit teuer und unattraktiv

Im Dezember 2010 startete Vodafone mit den ersten LTE-Tarifen als DSL-Ersatz. Kunden konnten maximal einen Tarif mit 30 GB (bis zu 50 Mbit/s) für eine monatliche Grundgebühr von 69,99 Euro buchen. Wer glaubte bei der Deutschen Telekom einen interessanteren Tarif zu finden, wurde enttäuscht und musste sogar lange auf ein vergleichbares Angebot warten. Die Telekom startete im April 2011 mit Call & Surf Comfort via Funk. Der LTE-Tarif bot maximal 5 GB und eine Übertragungsrate von bis zu 3 Mbit/s. Dazu wurde der DSL-Ersatz in zwei Schritten gedrosselt. Erst im September 2011 erhöhte die Telekom die Geschwindigkeit auf bis zu 7,2 Mbit/s. Kunden konnten dazu ein Datenvolumen von 10 GB nutzen.

Es sollte bis Dezember 2012 dauern, bis der Bonner Netzbetreiber seine LTE-Tarife Call & Surf Comfort via Funk überarbeitete und eine ähnliche Tarifstruktur wie Vodafone bot. Ende 2012 vermarktete die Telekom dann einen Tarif mit 30 GB (bis zu 100 Mbit/s) für 44,95 Euro monatlich. In den ersten Jahren konnten Kunden bei den 4G-Tarifen kein Datenvolumen nachbuchen, auch wenn dies immer wieder gewünscht wurde.

Inklusivvolumen nachbuchen und Klagen der Verbraucherzentrale

Vodafone reagierte als erster Anbieter auf die Wünsche der Kunden. Ab Januar 2013 konnte man ein Speedbucket buchen. 1 GB kostete 4,99 Euro. Ein happiger Preis, welchen viele Nutzer kritisierten. Die Deutsche Telekom führte im Mai 2013 die Option SpeedOn ein. 10 GB ließen sich für 14,99 Euro nachbuchen. Erst im November 2013 reagierte Vodafone und überarbeitete seine Nachbuchoptionen. Mit LTE Zuhause Upgrade gab es vier Optionen, um Datenvolumen nachzukaufen. 10 GB kosteten 14,95 Euro. Ende des Jahres 2013 nahm sich die Verbraucherschützer die 4G-Tarife als Festnetzersatz genauer unter die Lupe. Bemängelt wurde die Bewerbung der Tarife mit Flatrate und DSL-Ersatz.

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Mit der Deutschen Telekom konnte die Verbraucherzentrale Sachsen eine Einigung erzielen und die Verbraucherschützer verzichteten auf eine Klage. Bestandskunden des Netzbetreibers erhielten bei Call & Surf Comfort via Funk 30 GB Datenvolumen mehr. Vodafone wiederum weigerte sich Zugeständnisse zu machen und ließ es auf eine Klage am 01. März 2014 angekommen. Die Kunden des Netzbetreibers mussten sich bis Februar 2015 gedulden, bis das Landgericht Düsseldorf  eine Entscheidung traf. Die Klage der Verbraucherschützer wurde abgewiesen, man scheiterte auch in der Berufung (April 2016).

Im Mai 2014 veranstaltete die Telekom einen Kundenworkshop, dort ging es um die Zukunft des DSL-Ersatz. Im Workshop hieß es, der Netzbetreiber arbeite an speziellen LTE-Tarifen für die ländlichen Regionen. Diese Tarife sollten mehr Datenvolumen und dafür eine geringere Übertragungsrate bieten. Viele Kunden warteten mit Spannung auf dieses Produkt, doch der Netzbetreiber hat diese Tarife nie verwirklicht. Stattdessen setzte man auf die Hybrid-Technologie.

Magenta Zuhause Hybrid ohne Drosselung

Die Deutsche Telekom startete im November 2014 mit Magenta Zuhause Hybrid in ersten Bundesländern, im März 2015 konnten man die Hybrid-Tarif (LTE + DSL) deutschlandweit buchen. Der Hybrid-Router lenkt den Datenverkehr intelligent. Ein Download erfolgt im Hintergrund über DSL, schaut der Nutzer ein Youtube-Video an, wird LTE als Turbo zugeschaltet. Doch das Beste an Magenta Zuhause Hybrid ist für viele Kunden, dass die Tarife nicht gedrosselt werden. Anfang 2015 gab es mit der Hybrid-Technologie das erste Mal einen wirklich attraktiven Tarif für die Menschen auf dem Land und die Nachfrage war groß.

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So funktioniert die Hybrid-Technologie (Bildquelle: Deutsche Telekom)

Doch nicht jeder Kunden erfüllte die Voraussetzung für Hybrid und war so auf LTE Zuhause (Vodafone) oder Call & Surf Comfort via Funk (Telekom) angewiesen. Die Netzbetreiber hatten diese Angebote als DSL-Ersatz nicht überarbeitet. Es gab weiterhin maximal 30 GB. Vodafone konnte den Hybrid-Tarifen kein vergleichbares Produkt entgegensetzen. Auf der CeBIT 2016 präsentierte der Netzbetreiber einen Prototyp eines Hybrid-Routers, doch von diesem Endgerät hörte man nie wieder etwas. Nach der Einführung von Magenta Zuhause Hybrid deutschlandweit sollte noch viel Zeit vergehen,  bis es Alternativen gab.

Congstar Homespot und GigaCube

Im September 2016 startete Congstar mit dem Homespot. Für 20 Euro bekamen Kunden ein Datenvolumen von 20 GB (bis zu 20 Mbit/s). In November 2016 überarbeitete die Telekom-Tochter ihre LTE-Tarife und bot mehr Datenvolumen. 50 GB (bis zu 40 Mbit/s) gab es zum Beispiel für 30 Euro. Von einem solchen Tarif als DSL-Ersatz konnten die Kunden auf dem Land in der Anfangszeit von 4G nur träumen.

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Der GigaCube des Düsseldorfer Netzbetreibers (Bildquelle: Vodafone)

Im April 2017 kam der Vodafone GigaCube auf den Markt. 50 GB gab es für einen Preis von 35 Euro, RED-Kunden zahlten 25 Euro. Der Router bot eine Übertragungsrate von bis 150 Mbit/s. Mit dem GigaCube ist man an keine Adresse gebunden, Kunden können das Gerät deutschlandweit nutzen. Entscheidet man sich für den Flex-Tarif beim GigaCube, zahlt man nur im Monat der Nutzung. Im Mai 2018 führte Vodafone den Tarif GigaCube Max ein. Kunden, die das Angebot bis 17. August 2018 buchen, erhalten 200 GB (bis zu 200 Mbit/s) für 44,99 Euro. Das Inklusivvolumen dürfte für die meisten Haushalte ausreichend sein.

Fazit 4G.de

Schaut man sich die LTE-Tarife von Ende 2010 und heute an, liegen Welten zwischen den Angeboten als DSL-Ersatz. In den ersten Jahren waren die 4G-Tarife unattraktiv und vor allem teuer. Dazu reichte das Datenvolumen von maximal 30 GB für die meisten Haushalte nicht zum Surfen aus. Erst mit der deutschlandweiten Einführung der Hybrid-Tarife im März 2015 gab es attraktive Tarife für die Menschen auf dem Land, endlich konnte man ohne Drosselung surfen.

Mit dem Homespot von Congstar und den Vodafone GigaCube kamen dazu in den letzten Jahren interessante Produkte auf den Markt, die vor allem durch den Preis überzeugen. Die Telekom-Tochter bietet zum Beispiel 50 GB für 30 Euro pro Monat. Wer mehr Volumen braucht, kann sich für den GigaCube XL mit 200 GB für 44,99 Euro entscheiden. Die Netzbetreiber starteten Ende 2010 mit LTE, doch bis 4G zu einem echten DSL-Ersatz wurde, mussten einige Jahre vergehen.

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Showing 1 comments
  • Andreas
    Antworten

    Leider vergesst Ihr wieder mal die Kunden, die auf dem „alten Tarif“ der Telekom angewiesen sind, weil kein Hybrid verfügbar ist. Wir müssen weiter mit der Drosselung bzw. Mehrkosten bei Volumenaufbrauch leben… Congstar ist komischerweise an unserer Adresse nicht verfügbar, komisch, oder? Vodafone hat eine miese Netzabdeckung im 4G…
    Zum Glück tut der Landkreis nun etwas, aber das dauert. Am Ende dann aber hoffentlich ein Glasfaseranschluss im Haus

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