Interview mit Christan Funk (Kaspersky Lab): Der Trend für Schadsoftware auf mobilen Geräten ist gestellt
Im Rahmen der Interview-Reihe „LTE-Ausbau Deutschland – Politik und Wirtschaft nehmen Stellung“ befragt 4G.de verschiedene Fachpolitiker, sowie Vertreter aus Wirtschaft und von Interessenverbänden ausführlich zum Thema LTE und mobiles Surfen. Im aktuellen Interview beschäftigen wir uns näher mit dem wichtigen Thema Sicherheit und mobiles Surfen. Unser heutiger Interview-Partner ist Christian Funk, Senior Virus Analyst bei Kaspersky Lab. Er nimmt Stellung zur aktuellen Bedrohungslage von mobilen Geräten wie Tablets und Smartphones, spricht über Virenanfälligkeit einzelner Betriebssysteme und das steigende Bedrohungspotential in den nächsten Jahren.
4G.de: Für viele Menschen ist es heute selbstverständlich, ein Antivirenprogramm auf dem Computer daheim zu nutzen. Bei mobilen Geräten wie Smartphones und Tablets sehen Nutzer häufig keine Notwendigkeit für ein solches Programm. Selbst bei sensiblen Daten wie Passwörter oder Bankdaten sorgt man häufig für keinen entsprechenden Schutz. Welche Gefahren drohen mobilen Geräten aktuell ohne Virenschutz? Sind Smartphones und Tablets heute eher anfällig für Viren als ein Desktopcomputer oder Laptop?
Christian Funk: Das Risiko einer Infektion gerade bei Android-basierten Mobilgeräten ist seit 2012 enorm gewachsen. Aber Schadsoftware macht nur hinsichtlich der schnell wachsenden Quantität große Schritte, sondern auch hinsichtlich der Qualität und der Diversität. Insbesondere bei letzterer sehen wir, dass die „Geschäftsmodelle“ zunehmend vom PC hin zu mobilen Geräten adaptiert werden. Dementsprechend sehen wir heute Spyware, Scareware, Online-Banking-Trojaner und sogar Botnetze im mobilen Bereich.
4G.de: Ein großer Teil der mobilen Geräte nutzt Android. Gerade für dieses Betriebssystem existiert eine Vielzahl von Malware. Bisher war häufig nur iOs von Apple eine echte Alternative für Nutzer. Aktuell kommen immer mehr Tablets und Smartphones mit Windows 8 auf den Markt. Halten Sie Windows 8 als Betriebssystem aktuell für sicherer als Android? Wie steht es um die Sicherheit von iOs?
Christian Funk: In Bezug auf Schadsoftware wurde iOS bis auf eine Handvoll Schädlinge relativ verschont. Apple’s Ansatz, dass nur ein zentraler Appstore existieren darf, macht aus der Sicherheitsperspektive durchaus Sinn. Bei Windows 8 muss man zwischen den Versionen unterscheiden: Die eine Version wurde für die ARM Architektur entwickelt, darauf wird herkömmliche Schadsoftware für PCs nicht laufen. Es müsste spezielle Versionen davon in Umlauf gebracht werden. Die derzeitige Verbreitung des Betriebssystems für ARM ist noch nicht hoch genug, dass Cyberkriminelle sich diesen Aufwand geleistet haben. Tablets, welche auf der herkömmlichen Intel Basis aufbauen, sind jedoch genauso gefährdet wie alle Windows-PCs dieser Welt.
4G.de: Mobiles Surfen gehört heute für viele Menschen zum Alltag. Immer mehr Verbraucher besitzen mittlerweile ein Smartphone oder Tablet mit einer Internet-Flat. Die Netzbetreiber sprechen davon, dass mobile Dienste immer mehr an Bedeutung gewinnen. Eine schnelle Mobilfunktechnologie wie LTE dürfte diesen Trend noch verstärken. Damit werden Angriffe gegen mobile Geräte immer attraktiver. Wie bewerten Sie hier das Bedrohungspotential durch Viren in den nächsten Jahren?
Christian Funk: Der Trend für Schadsoftware auf mobilen Geräten ist gestellt, es wird noch weiter nach oben gehen. Jedoch ist die schnelle Internetgeschwindigkeit nur ein Aspekt für das steigende Bedrohungspotential. Die wachsende Akzeptanz der Nutzer, sensible Informationen über die Geräte zu verwalten und etwa Online Shopping und gar -Banking zu betreiben, ist hier als wichtiger zu betrachten. Schließlich ist die Motivation der Kriminellen nur eines: der finanzielle Profit.
Fazit 4G.de:
Christian Funk (Kaspersky Lab) spricht davon, dass seit 2012 die Bedrohungslage durch Viren für Android-basierte Geräte stark gewachsen sei. Dabei habe nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität und Diversität der Schadsoftware zugenommen. Spyware, Scareware und Online-Banking-Trojaner, wie wir sie vom PC kennen, würden zunehmend für mobile Geräte adaptiert. Hier sei besonders Hardware mit Android und auf Intel Basis betroffen. Für Apple´s iOs gebe es hingegen nur eine Handvoll von Schädlingen. In Zukunft würde die Bedrohung durch Viren für mobile Geräte noch anwachsen. Die Verbreitung von Tablets und Smartphones mit immer schnelleren Übertragungsraten sei jedoch nur ein Grund für die wachsende Bedrohungslage. Funk verweist darauf, dass heute immer mehr Menschen sensible Informationen auf ihren mobilen Geräten speichern würden. Dies mache Angriffe für Online-Kriminelle erst attraktiv. Diese Worte von Christian Funk sollten wir auch als Appell verstehen, mit sensiblen Daten auf Laptops und Smartphones bewusster umzugehen und diese besser zu schützen.
Wir danken Christian Funk für das interessante Interview und freuen uns auf einen regen Meinungsaustausch dazu mit den Lesern von 4G.de.