Frequenzauktionen – Preistreiber im Mobilfunk

Anfang 2019 steht die nächste Frequenzauktion im Mobilfunk an. Dann steigern Deutsche Telekom, Vodafone und o2 um die 5G-Frequenzen. Dazu müssen die Netzbetreiber eine Vielzahl von Auflagen erfüllen. Milliarden für Frequenzen und strenge Ausbauverpflichten sind für die hohen Mobilfunkpreise in Deutschland mitverantwortlich.

Anfang des kommenden Jahres steht die nächste Frequenzauktion im Mobilfunk an. Telekom, Vodafone und Telefónica Deutschland steigern um die 5G-Frequenzen. Nach der Auktion 2015 fließen wieder Milliarden für Frequenzspektrum in die Staatskasse. Für die Kunden heißt es: Die Preise im Mobilfunk bleiben hoch. Doch die Netzbetreiber haben bereits angekündigt, man sei nicht mehr bereit, Unsummen für Frequenzen im Mobilfunk auszugeben. Jede Auktion entziehe wichtige Investitionsmittel für den Netzausbau. Man darf jedoch gespannt sein, wie diszipliniert die Netzbetreiber agieren, wenn um die knappen und begehrten 5G-Frequenzen gesteigert wird. Wie leicht sich der Preis für die Frequenzen in die Höhe treiben lässt, zeigen Beispiele von der letzten Frequenzauktion.

5G-Netz
Anfang 2019 werden die Frequenzen für 5G versteigert (Bildquelle: © iaremenko – stock.adobe.com)

2015 wurden unter anderem die Frequenzen mit 700-MHz (Digitale Dividende II) im Mobilfunk versteigert. Beobachter der Versteigerung gingen davon aus, dass bei diesem Frequenzspektrum eine Art Waffenstillstand zwischen Telekom, Vodafone und o2 herrschte. Jeder Anbieter hatte sich mit zwei Frequenzblöcken (700-MHz) zum Mindestgebot begnügt. Doch dann begann Vodafone überraschend für die Frequenzblöcke von o2 zu bieten. Telefónica Deutschland reagiert mit einem Gegengebot. Am Ende hatte jeder Netzbetreiber wieder zwei Frequenzblöcke, man war jedoch um einige Millionen ärmer. Bei der Auktion 2015 wurde dazu intensiv um 1800-MHz gesteigert, Vodafone galt als ein Preistreiber bei diesen Frequenzen.

Die Netzbetreiber wollen wie erwähnt keine Unsummen für Frequenzen im Mobilfunk ausgeben. Ob man sich an diese Ankündigung hält, wenn die Auktion läuft, wird sich zeigen. Der Staat zumindest erhofft sich hohe Einnahmen aus der 5G-Versteigerung. Im Idealfall sollen 10 bis 12 Mrd. Euro in die Staatskasse fließen. Soviel Geld hat die Bundesregierung für ein Gigabit-Netz bis 2025 veranschlagt, doch so hoch dürften die Einnahmen nicht ausfallen.

Netzbetreiber müssen Auflagen erfüllen

Bei den Auktionen wird jedoch nicht nur Frequenzspektrum versteigert und zugeteilt, Telekom, Vodafone und o2 verpflichten sich auch, bestimmte Auflagen zu erfüllen. Die Verpflichtungen für den 5G-Ausbau könnten für die Netzbetreiber teuer werden, so schätzen es Experten ein. Die Bundesnetzagentur hat Anfang September 2018 ein Eckpunktepapier zu den Auflagen verabschiedet. So müssen die Netzbetreiber Autobahnen und Bundestraßen bis Ende 2022 mit bis zu 100 Mbit/s versorgen. Bahnstrecken mit hohen Fahrgastaufkommen müssen zum gleichen Zeitpunkt mit bis zu 50 Mbit/s ausgebaut werden.

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Weiterhin sehen die Auflagen eine Versorgung von 98 Prozent der Haushalte in jedem Bundesland mit bis zu 100 Mbit/s vor, hier gilt der 31.12.2022 als Stichtag für die Erfüllung der Auflagen. Als das Eckpunktepapier der Bundesnetzagentur publik wurde, haben die Netzbetreiber ein weiteres Mal angekündigt, man werde sich bei der Mobilfunk-Auktion Anfang 2019 zurückhalten. Wie die Versteigerung um die begehrten 5G-Frequenzen in der Realität abläuft, wird sich in wenigen Monaten zeigen.

Teure Frequenzauktionen und strenge Auflagen – eine deutsche Besonderheit

Hohe Kosten für Frequenzen im Mobilfunk und dazu Versorgungsauflagen sind im gewissen Sinne eine deutsche Besonderheit. In einem extra Beitrag haben wir bereits die letzten Auktionen 2010 und 2015 analysiert. Fakt ist: In anderen europäischen Ländern zahlen die Netzbetreiber deutlich weniger für Frequenzspektrum. Einige Beispiele verdeutlichen es: In Großbritannien wurden die 5G-Frequenzen in diesem Jahr bereits für umgerechnet 1,6 Mrd. Euro versteigert. In Italien plant der Staat mit Einnahmen von 2,5 Mrd. Euro. Auch in Österreich sollen die Kosten für die Frequenzen im Mobilfunk überschaubar bleiben, dies versprach der Infrastrukturminister in dieser Woche. Den Netzbetreibern soll Spielraum für Investitionen bleiben. In Österreich hält man Einnahmen von 600 Millionen Euro für realistisch. Zur Erinnerung: Die Bundesregierung erhofft sich Einnahmen von 10 bis 12 Mrd. Euro.

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In Deutschland müssen die Netzbetreiber somit deutlich mehr für Frequenzen als Anbieter in anderen Ländern zahlen. Hinzu kommen strenge und teure Versorgungsverpflichtungen. Es ist ohne Zweifel sinnvoll, wenn die Bundesregierung den Netzbetreibern Verpflichtungen auferlegt. Nur so kann gewährleistet werden, dass die ländlichen Regionen mit schnellem Mobilfunk ausgebaut werden. Hohe Frequenzkosten und strenge Auflagen als Kombination sind jedoch problematisch. Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass die Preise für Mobilfunk in Deutschland im Vergleich zu den europäischen Nachbarn so teuer sind.

Wie sich die Mobilfunkpreise hierzulande in den kommenden Jahren entwickeln, hängt von der 5G-Auktion Anfang 2019 ab. Doch vieles spricht dafür, dass alles bleibt wie es ist: Deutsche Frequenzauktionen sind ein Preistreiber im Mobilfunk. Die Netzbetreiber wälzen die Kosten am Ende auf die Kunden ab.

(Bildquelle Beitragsbild: istockphoto.com, Jens Tandler)

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