Analyst: Vierter Netzbetreiber in Deutschland unrealistisch

Zuletzt wurde viel über einen vierten Netzbetreiber in Deutschland diskutiert. So machten sich United Internet-Chef Dommermuth und der Chef des Bundeskartellamts für eine vierte Kraft auf dem deutschen Mobilfunkmarkt stark. Ein Analyst von Redburn sieht jedoch keine Chance für einen vierten Anbieter in Deutschland.

In den letzten Wochen konnte man immer wieder die Forderung nach einem vierten Netzbetreiber hören. Ralph Dommermuth, Chef von United Internet, sprach sich mehrfach für einen vierten Anbieter mit eigener Netzinfrastruktur in Deutschland aus. Unterstützung für diesen Wunsch bekam Dommermuth kürzlich vom Chef des Bundeskartellamts. Andreas Mundt macht sich in einem Interview mit der FAZ für einen vierten Netzbetreiber stark.

LTE-Sendemast
Es wird wohl kein viertes Netz in Deutschland geben (Bildquelle: istockphoto.com, NexTser)

Damit eine vierte Kraft auf dem deutschen Mobilfunkmarkt zur Realität wird, muss National Roaming eine Auflage bei der 5G-Aufktion Anfang 2019 sein. Hier ist die Bundesnetzagentur gefragt. Der neue Anbieter würde zu Beginn bestehende Netze gegen Entgelt mitnutzen und mit der Zeit ein eigenes Netz aufbauen. Doch wie realistisch sind solche Forderungen? Und würde eine vierte Kraft den deutschen Mobilfunkmarkt wirklich gut tun? Zu dieser Frage hat das Beratungsunternehmen Redburn kürzlich eine interessante Einschätzung gegeben.

Redburn: Deutschland braucht Investitionen statt vierten Netzbetreiber

Laut einer Einschätzung von Redburn ist ein vierter Netzbetreiber in Deutschland sehr unrealistisch. In einer detaillierten Analyse, auf welche teltarif.de verweist, nennt das Beratungsunternehmen stichhaltige Argumente gegen einen vierten Anbieter hierzulande. Im Jahr 2014 fand die Fusion von o2 und E-Plus statt. Telefónica Deutschland hat in den letzten Jahren 14.000 der insgesamt 40.000 Sendemasten abgeschaltet. Die Netzintegration hat viel Zeit in Anspruch genommen und wird erst Ende 2018 abgeschlossen sein. Vor diesem Hintergrund ist es unrealistisch, dass man ab dem Jahr 2019 wieder einen neuen Netzbetreiber in Deutschland auf den Weg bringen möchte.

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Dazu gibt der Analyst von Redburn zu bedenken, dass in den Vereinigten Staaten gerade eine Konsolidierung von vier auf drei Netzbetreibern stattfindet. In den USA setzt sich aktuell die Erkenntnis durch, dass drei investitionsstarke Netzbetreiber besser seien, um schnell die teure 5G-Infrastruktur auszubauen. Diese Einschätzung dürfte auch für Deutschland gelten. Nach der Analyse von Redburn brauchen wir hierzulande Investitionen in die Mobilfunknetze und keinen zusätzlichen Wettbewerb. Deutschland liege bei mobiler und ortsfester Infrastruktur im internationalen Vergleich zurück. Ein Grund hierfür sei das aggressive regulatorische Eingreifen in den letzten Jahren.

Telekom: Wettbewerb ja, vierter Netzbetreiber nein

Bei der Telefonkonferenz zur Bekanntgabe der Quartalszahlen der Telekom ging es auch um das Thema vierter Netzbetreiber. Die Deutsche Telekom sprach sich klar gegen einen vierten Anbieter aus: „Ein vierter Spieler im Mobilfunk würde dem gesamten deutschen Telekommunikationsmarkt – im Mobilfunk und auch im Festnetz – Investitionskraft entziehen. Das hilft bei der Geschwindigkeit und der Qualität des Netzausbaus, sei es die Verbesserung und Verdichtung bei 4G, der Rollout bei 5G oder der notwendige Glasfaserausbau, ganz sicher nicht.“ (Quelle: Golem.de)

Die Telekom hätte nichts gegen Wettbewerb auf dem Mobilfunkmarkt, man wolle jedoch keine Situation, die kontraproduktiv sei und Investitionsanreize vernichte. Schaut man sich die Lage auf dem deutschen Mobilfunkmarkt an, spricht derzeit viel gegen einen vierten Netzbetreiber und mehr Wettbewerb in Deutschland. Denn auch im Verkehrsministerium scheint man eher geneigt, die etablierten Anbieter zu stärken, statt den Weg für einen Newcomer frei zu machen, wie der Mobilfunk-Gipfel im Juli gezeigt hat.

(Bildquelle Beitragsbild: © Manuel Schönfeld – stock.adobe.com)

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