5G flächendeckend? Nur mit einem Sendemast pro Kilometer

Ein flächendeckendes 5G-Netz? Diese Forderung konnte man in den letzten Monaten immer wieder von der Politik hören. Was eine Flächenabdeckung des 4G-Nachfolgers bedeuten würde, hat die Bitkom auf den Punkt gebracht. Sollte sich die Politik mit ihren Forderungen durchsetzen, müsste es einen Sendemast pro Kilometer geben.

In den letzten Monaten und Wochen wurde viel über 5G diskutiert. Anfang 2019 werden die Frequenzen des 4G-Nachfolgers vergeben. Die Netzbetreiber erwerben im kommenden Jahr jedoch nicht nur Frequenzspektrum, sondern müssen auch bestimmte Auflagen beim Ausbau der Mobilfunktechnologie der fünften Generation erfüllen. Aktuell überbieten sich Politiker mit ihren Forderungen nach Versorgungsverpflichtung. Häufig wird ein flächendeckender 5G-Ausbau gefordert. Die Bitkom hat anlässlich des Mobilfunk-Gipfels in Berlin eine Presseerklärung veröffentlicht.

Achim Berg Bitkom-Präsident
Bitkom-Präsident Achim Berg warnt vor einem flächendeckenden 5G-Ausbau (Bildquelle: Bitkom)

In der Pressemittelung bringt des Bitkom-Präsident Achim Berg auf den Punkt, was eine Flächenabdeckung für Deutschland bedeuten würde: „Absolut kontraproduktiv wäre eine flächendeckende Ausbauverpflichtung bei jenen Frequenzen, die demnächst versteigert werden sollen. Sie liegen im 3,6 Gigahertz-Band und haben keine großen Reichweiten. Damit lässt sich wirtschaftlich keine Flächendeckung herstellen. Im Durchschnitt müsste jeden Kilometer ein Sendemast aufgebaut, mit Glasfaser angeschlossen und mit Strom versorgt werden. Wir müssten einmal ganz Deutschland aufgraben, um die geforderte Flächendeckung herzustellen.“ (Quelle: Bitkom)

Mobilfunk ja, Sendemast nein

Auch Vodafone-Chef Ametsreiter hatte vor einige Wochen vor einem flächendeckenden 5G-Ausbau gewarnt. Die vielen benötigten Sendemasten würden zahlreiche Bürgerinitiativen auf den Plan rufen. Eine große Zahl von Mobilfunkmasten sei laut Ametsreiter in Deutschland gar nicht durchsetzbar. Auch Telekom-Sprecher Markus Jodl kennt diese Problematik.

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So berichtet Jodl über Probleme bei der Errichtung von Mobilfunkantennen in vielen Gemeinden: „Eine der großen Herausforderungen ist, dass der Wunsch nach Mobilfunk nicht korrespondiert mit der Bereitschaft, eine Mobilfunkantenne aufzustellen. Das heißt also, wenn Sie an eine Gemeinde herantreten, um einen weißen Fleck zu beseitigen oder Kapazitäten zu erweitern, dann haben Sie dort immer noch sehr viele Diskussionen, die dann immer dazu führen, dass Sie irgendwann in den Konflikt kommen, was politisch gewünscht ist und dem, was für den Funknetzplaner einfach notwendig ist, um wirklich eine gute Versorgung herzustellen.“ (Quelle: BR24)

Warum stellt die Politik unrealistische Forderungen?

Doch warum stellt die Politik derart unrealistische Forderungen, wenn es um die 5G-Auflagen geht? Die Antwort ist so einfach wie bitter. Zahlreichen Politikern fehlt das nötige Fachwissen zu Mobilfunk und Breitbandausbau. So heißt es in der Pressemitteilung der Bitkom zur Forderung nach einem flächendeckenden 5G-Ausbau: „Das ist schlicht nicht machbar und geht an den Realitäten des Mobilfunks vorbei. Die Physik hat nun einmal Grenzen und die Politik sollte diese Grenzen der Physik anerkennen.“ (Quelle: Bitkom) Man könnte auch sagen: Die Politik sollte die Grenzen der Physik kennen. Die Gefahr ist durchaus groß, dass durch falsche Forderungen die falschen Weichen gestellt werden und Deutschland am Ende beim 5G-Ausbau hinterherhinkt.

Auch der Digitalminister Andreas Scheuer ist übrigens kein ausgemachter Experte für den Breitbandausbau und Mobilfunk. Scheuer war vier Jahre (2009 bis 2013) Koordinator der Bundesregierung für Güterverkehr und Logistik. Studiert hat er Politikwissenschaft, Wirtschaft und Soziologie. Im Jahr 2004 promovierte Andreas Scheuer mit der Arbeit „Die politische Kommunikation der CSU im System Bayerns“ in Prag und erhielt den kleinen Doktorgrad der Philosophie.

(Bildquelle Beitragsbild: istockphoto.com, Jens Tandler)

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