5G mit Dynamic Spectrum Sharing als Festnetzersatz auf dem Land?
Eignet sich 5G als Festnetzersatz auf dem Land? Bisher bewerteten Experten diese Anwendung kritisch. Die Frequenzen des 4G-Nachfolgers bieten einfach eine zu geringe Reichweite für einen Ausbau in der Fläche. Die neue Technologie Dynamic Spectrum Sharing könnte dies ändern und schnelles Internet aufs Land bringen.
Bringt die Mobilfunktechnologie der fünften Generation schnelles Internet aufs Land? Über diese Frage wird kontrovers diskutiert. Ralph Dommermuth, CEO von United Internet, hob einem Interview mit dem Spiegel die Bedeutung von 5G als Festnetzersatz für ländliche Regionen hervor. T-Mobile Austria-Chef Andreas Bierwirth vertritt ein ähnliche Position.
Andere wiederum bewerten den 4G-Nachfolger als DSL-Ersatz auf dem Land kritisch. Die Frequenzen des Mobilfunkstandards sind nicht für einen Ausbau in der Fläche geeignet, aus diesem Grund würden die Netzbetreiber vor allem die Großstädte mit der Technologie ausbauen. In den USA vermarktete Verizon 5G im Jahr 2018 in Städten wie Los Angeles oder Houston als Festnetzersatz. Die Mobilfunktechnologie der fünften Generation entwickelt sich weiter und nun konnte das Verfahren Dynamic Spectrum Sharing (DSS) schnelles Internet aufs Land bringen.
Was ist eigentlich DSS?
Dynamic Spectrum Sharing ermöglicht die Nutzung von zwei Mobilfunktechnologien in einem Frequenzspektrum. Eine Antenne unterstützt zugleich 4G und 5G. Das Verfahren ist intelligent, da die Antenne automatisch erkennt, welche Technologie das Smartphone eines Nutzers unterstützt. Bei Vodafone setzt man aktuell auf DSS. Der Netzbetreiber erläutert die Funktion von Dynamic Spectrum Sharing anhand von drei Szenarien. Szenario 3 dürfte in der Praxis besonders häufig vorkommen.
Doch was bringt DSS den Menschen auf dem Land? Vodafone hat angekündigt, die neue Technologie mit 700-MHz zu nutzen. 700-MHz ist ein weitreichendes Frequenzspektrum, was nach der Freigabe durch die Bundesnetzagentur für den Mobilfunkausbau auf dem Land genutzt wird. Vodafone verdeutlicht in einem Beitrag, was eine Sendestation mit 5G auf dem Land leistet. Mit 700-MHz lässt sich ein Umkreis von 5 bis 8 Kilometer mit Mobilfunk abdecken. Das Frequenzspektrum kann dazu ähnlich wie 800-MHz gut Wände durchdringen, was ideal für den Einsatz als Festnetzersatz ist.
5G mit 700-MHz bietet keine Übertragungsraten im Gigabit-Bereich. Vodafone spricht von bis zu 200 Mbit/s, was den meisten Menschen auf dem Land ausreichen sollte.
Bei Vodafone setzt man auf den GigaCube 5G
Bei Vodafone zeigt man sich ganz begeistert über die neue Mobilfunktechnologie Dynamic Spectrum Sharing. Der Netzbetreiber hat angekündigt, in diesem Jahr 8000 Antennen mit 700-MHz an 2800 Standorten zu installieren. Auf diese Weise will der Mobilfunkanbieter eine Fläche von 60.000 Quadratkilometer abdecken. Doch warum setzt man bei Vodafone so stark auf DSS und einen Ausbau auf dem Land mit 700-MHz? Der Netzbetreiber hat das passende Produkt für die Bewohner in ländlichen Regionen.
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Das Unternehmen vermarktet den GigaCube 5G. Das Produkt steht mit drei Tarifen (125 GB, 250 GB und unlimitiert) zur Auswahl. Hier dürfte für jeden Nutzertyp der passende Tarif sein. Bei Vodafone hofft man auf eine Entwicklung ähnlich wie nach der Einführung von 4G. Ab dem Jahr 2010 vermarkteten die Netzbetreiber LTE-Tarife als DSL-Ersatz. Zahlreiche Nutzer mit nicht vorhandenen oder langsamen Festnetzinternet auf dem Land entschieden sich für eine Lösung über 4G. Sehen wir bei 5G die gleiche Entwicklung? Diese Entwicklung ist durchaus wahrscheinlich. Die GigaCube Tarife sind wesentlich attraktiver als die früheren LTE-Tarife als DSL-Ersatz. Hier gab maximal 30 GB pro Haushalt. Datenvolumen ließ sich nachbuchen, was jedoch sehr teuer ist. Die GigaCube Tarife haben den Nutzer wesentlich mehr zu bieten. Von unlimitierten Tarifen konnten die LTE-Nutzer auf dem Land nur träumen.
Nutzt auch die Telekom Dynamic Spectrum Sharing?
Auch die Deutsche Telekom setzt auf DSS. Ende April hat der Netzbetreiber eine Mitteilung mit dem Titel „Jetzt kommt 5G aufs Land.“ Der Bonner Konzern hat es sich zum Ziel gesetzt, bis Ende 2020 insgesamt 40 Millionen Menschen mit dem 4G-Nachfolger zu versorgen. Doch kommt die Mobilfunktechnologie auch aufs Land? Schaut man sich die Mitteilung an, bleibt die Telekom doch recht vage. Es heißt, man wohl mit der neuen Technologie DSS in diesem Jahr 5G in 20 Großstädte, kleinere Städte und auf das Land bringen.
Der Netzbetreiber spricht von der Erprobung von Dynamic Spectrum Sharing an zwei Standorten in Rheinland-Pfalz. In Kürze soll die Technologie zu Einsatz kommen. Nirgends in der Mitteilung spricht die Telekom von einem 5G-Ausbau mit 700-MHz auf dem Land. Es bleibt unklar, wo die 40 Millionen Menschen leben, die Ende 2020 von 4G-Nachfolger profitieren. Der Netzbetreiber blickt vielmehr fünf Jahre voraus. 2025 soll 99 Prozent der Bevölkerung von 5G profitieren und 90 Prozent der Fläche mit dem Mobilfunkstandard abgedeckt sein.
4G.de Fazit: Ist 5G ein Festnetzersatz auf dem Land?
Die Politik hat immer wieder 5G auf dem Land und ein flächendeckendes Netz gefordert. Die Netzbetreiber verwiesen darauf, dass Frequenzen mit 2 und 3,6 GHz nicht für die Versorgung in der Fläche geeignet sind. Mit der Technologie Dynamic Spectrum Sharing ändert sich die Situation grundlegend. Es macht nun Sinn, Sendestationen mit 700-MHz mit 5G auszubauen und weiterhin 4G an der gleichen Antenne zu nutzen. Diese parallele Nutzung von zwei Technologien ist wichtig, da der Großteil der Nutzer über LTE-Hardware verfügt.
In den nächsten Monaten werden die Netzbetreiber 5G so auf Land bringen. Vodafone hat mit dem GigaCube bereits ein passendes Produkt als Festnetzersatz, man darf gespannt sein, ob die Telekom mit ähnlichen Tarifen für die Menschen auf dem Land nachzieht. Bei Telefónica Deutschland wiederum muss man erst den 5G-Start abwarten.
(Bildquelle Beitragsbild: ©blackboard – stock.adobe.com)