5G als Festnetzersatz für das Land?
Der amerikanische Netzbetreiber Verizon ist Anfang Oktober 2018 mit 5G gestartet. Die ersten Tarife sind ein Festnetzersatz. Kunden in Los Angeles, Sacramento, Houston und Indianapolis surfen mit 300 Mbit/s. Eine Begrenzung beim Datenvolumen gibt es nicht. Könnte der 4G-Nachfolger auch in Deutschland zum DSL-Ersatz werden?
Verizon startete Anfang Oktober 2018 mit der Mobilfunktechnologie der fünften Generation. Der erste Tarif heißt 5G Home und ist ein Festnetzersatz. Kunden in den Städten Los Angeles, Sacramento, Houston und Indianapolis können den DSL-Ersatz für 70 Dollar pro Monat buchen. Eine Begrenzung beim Inklusivvolumen gibt es nicht. Mit 5G Home sind bis zu 940 Mbit/s möglich. Laut Verizon ist eine Übertragungsrate von etwa 300 Mbit/s pro Kunden realistisch. Der Netzbetreiber spricht von einem schnellen und unkomplizierten Internetzugang.

Könnte der 4G-Nachfolger auch in Deutschland einen DSL-Ersatz darstellen? Bringt die Technologie schnelles Internet aufs Land? Von dieser Möglichkeit geht zumindest United Internet-Chef Ralph Dommermuth aus. In einem Interview mit dem Spiegel sagte er: „Sie müssen nicht graben oder ihr Haus neu verkabeln und können trotzdem ihre Geräte mit Gigabit-Geschwindigkeit nutzen. Das ist eine Riesenchance, gerade für ländliche Regionen.“ (Quelle: Spiegel) Ähnlich äußerte sich T-Mobile Austria-Chef Andreas Bierwirth im Februar 2018.
5G auf dem Land?
Wie realistisch ist es, dass die deutschen Netzbetreiber die ländlichen Regionen mit dem 4G-Nachfolger ausbauen? Um diese Frage beantworten zu können, muss man sich die Auflagen der Bundesnetzagentur genauer anschauen. Deutsche Telekom, Vodafone und o2 müssen bis Ende 2022 insgesamt 98 Prozent der Bevölkerung bundesweit mit bis zu 100 Mbit/s versorgen. Weiterhin sehen die Versorgungsauflagen der Bundesnetzagentur einen Ausbau von Straßen und Bahnstrecken mit schnellem Internet vor. Eine Verpflichtung zur Versorgung von ländlichen Regionen mit 5G gibt es nicht.
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Bei den angesprochenen Auflagen für den 4G-Nachfolger könnte es noch Änderungen geben, die Bundesnetzagentur entscheidet erst im November über die endgültigen Verpflichtungen für die Netzbetreiber. Es ist jedoch sehr unwahrscheinlich, dass es eine Ausbauauflage für 5G auf dem Land gibt, ähnlich wie wir es bei LTE mit 800-MHz (Digitale Dividende I) hatten. Telekom, Vodafone und Telefónica Deutschland dürften zuerst die lukrativen Großstädte mit der Mobilfunktechnologie der fünften Generation ausbauen. In den Vereinigten Staaten ist die Situation nicht anders. Dort ist Verizon mit 5G Home in vier Großstädten gestartet.
Es gibt noch ein anderes Problem. Die 5G-Frequenzen mit 2 und 3.6 GHz sind nicht für eine Versorgung in der Fläche geeignet. Die Bitkom hat vor einigen Monaten vor Forderungen nach einem flächendeckenden Ausbau mit dem 4G-Nachfolger gewarnt, dann müsste im Durchschnitt jeden Kilometer ein Sendemast stehen.
Fazit 4G.de
Dommermuth (United Internet) und Andreas Bierwirth (T-Mobile Austria) haben davon gesprochen, dass 5G zu einem Festnetzersatz in ländlichen Regionen werden könnte. Ob der 4G-Nachfolger tatsächlich eine Rolle als DSL-Ersatz auf dem Land spielen wird, zeigt die Zukunft. Vieles spricht dafür, dass 5G zuerst in dichtbevölkerte Städte kommt, wie wir es am Beispiel der Vereinigten Staaten sehen. Verizon hat angekündigt 30 Millionen Haushalte in den USA mit dem 4G-Nachfolger zu versorgen. Der Netzbetreiber geht es darum mit der Mobilfunktechnologie vertikal bis zu 20 Etagen zu versorgen. Hier zeigt sich deutlich, dass Angebote wie 5G Home vor allem für Großstädte konzipiert sind.
(Bildquelle Beitragsbild: © iaremenko – stock.adobe.com)