Der unvollendete LTE-Ausbau auf dem Land – Eine kritische Bilanz

Der LTE-Ausbau auf dem Land ist seit November 2012 offiziell abgeschlossen. Damals meldete die Bundesnetzagentur die Schließung der Weißen Flecken in Brandenburg. Die Netzbetreiber hatten ihre Versorgungsverpflichtungen im letzten Flächenbundesland erfüllt und somit nun alle unterversorgten Gebiete endlich schnelles Internet. Doch dies ist nur die halbe Wahrheit. In Wirklichkeit ist der LTE-Ausbau auf dem Land bis heute nicht abgeschlossen und dafür gibt es zwei wesentliche Gründe.

Bundesländer (ohne Stadtstaaten) LTE-Abdeckung der Weißen Flecken
Nordrhein-Westfalen August 2011
Saarland August 2011
Baden-Württemberg August 2011
Bayern August 2011
Hessen August 2011
Rheinland-Pfalz August 2011
Schleswig-Holstein Dezember 2011
Niedersachsen April 2012
Sachsen Mai 2012
Sachsen-Anhalt Juni 2012
Thüringen Juni 2012
Mecklenburg-Vorpommern Oktober 2012
Brandenburg November 2012

(Tabelle: LTE-Abdeckung in den Bundesländern)

Ein Grund liegt in der Formulierung der Versorgungsverpflichtungen für die Netzbetreiber durch die Bundesnetzagentur. So reichte es aus, wenn die deutschen Anbieter 90 Prozent der benannten Weißen Flecken in einem Flächenbundesland schlossen, dann galt ein Bundesland offiziell als versorgt. Die benannten unterversorgten Ortschaften fanden die Netzbetreiber auf einer Ausbauliste und ein genauer Blick auf diese Liste lohnt sich, um die Problematik der 90 Prozent-Regelung etwas zu verdeutlichen. So heißt es etwa auf der Aufbauliste von Baden-Württemberg auf 27 engbedruckten PDF-Seiten „Mit Breitband unterversorgte Gemeinden und Teilgemeinden in Baden-Württemberg“. Eine Seite umfasst etwa 74 Ortschaften, was hochgerechnet 1998 Gemeinden und Teilgemeinden umfasst. Werden hier 90 Prozent versorgt, bleiben immerhin 200 Orte unversorgt und somit auf der Strecke.

Rheinland-Pfalz führt 37 Seiten mit Weißen Flecken an, bei Bayern sind es 34 Seiten. Hier ist man bei der Ausbauliste mit der Formatierung jedoch nicht ganz so sparsam wie die Schwaben, wodurch diese Bundesländer etwas weniger unterversorgte Gebiete wie Baden-Württemberg haben dürften.

Ausbaulisten für die LTE-Versorgung nicht komplett

Ein weiteres Problem stellen die Ausbaulisten selber dar. So wurde jedes Bundesland aufgefordert, Listen mit Weißen Flecken für den LTE-Ausbau zu erstellen. Jedoch wurden auf diesen Listen leider nicht alle Weißen Flecken in jedem Bundesland benannt. Was nicht auf der Liste steht, bleibt dann zumindest vorerst einmal unterversorgt. Dies wurde 4G.de ganz inoffiziell vom TÜV Rheinland mitgeteilt. Der TÜV Rheinland ist für die Erstellung des Breitbandatlas zuständig und dürfte diese Problematik genau kennen.

Dazu ging kurz nach der Veröffentlichung der Ausbauliste das Gerücht um, einzelne Ortschaften auf der Liste seien bereits versorgt und in der Wirklichkeit keine Weiße Flecken. So würde der Ausbau mit LTE zu einer Doppelversorgung führen. Dies zumindest wollen Journalisten durch Stichproben ermitteln haben. Sollte an dem Gerücht etwas daran sein, ist es jedoch nicht von so großer Relevanz. Hier dürfte es sich nur um Einzelfälle handeln, die falsch benannt wurden.

Der LTE-Ausbau ist nicht abgeschlossen und geht weiter

Der LTE-Ausbau auf dem Land geht weiter (Bildquelle: Deutsche Telekom)

Der LTE-Ausbau auf dem Land geht weiter (Bildquelle: Deutsche Telekom)

Die Regionalzeitungen zeigen es nahezu täglich deutlich: Der LTE-Ausbau ist eben noch nicht abgeschlossen und geht weiter. Immer wieder kann man von Ortschaften lesen, welche gerade eben mit 4G versorgt wurden. Hier muss man die deutschen Netzbetreiber auch einmal loben, denn man baut trotz erfüllter Versorgungsverpflichtungen LTE auf dem Land weiter aus. Doch auch hier kann man die Sache wieder kritisch sehen. Den der 4G-Ausbau in den ländlichen Regionen wird hierzulande nur von der Deutsche Telekom und Vodafone vorangetrieben, o2 und E-Plus konzentrieren sich weitgehend auf die Städte. Im Prinzip ist das ganze Land in LTE-Claims von Vodafone und Telekom aufgeteilt. Wer auf dem Land schnelles Internet über 4G möchte, kann im Regelfall nur einen Anbieter wählen.

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Comments
  • Grill Werner
    Antworten

    Hallo, Ich wohne im Jägerthal, in der Nähe von Bad Dürkheim. Wir haben hier gar kein DSL!! Wir können über die Beschwerden über zu langsames Internet nur lachen. Wir haben die ausgesprochene Freude, uns mit der Telekom rumzuplagen, die bekommen es nicht mal fertig, auch nur das Telefonnetz stabil zu halten. Nach Gewitter etc. fallen hier immer wieder Anschlüsse aus. Der Anruf bei der Störungsstelle müsste eigentlich schmerzensgeldpflichtig sein.
    Bei Interesse können wir gerne nähere Einzelheiten nennen.
    mfg
    Ludwig-Georg

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